Wenn ein Unbeteiligter zufällig eine Gruppe Menschen beobachtet, die gerade Cryptid spielen, wird er vermutlich nicht zwingend annehmen, dass die Spieler gerade Spaß an dem haben was sie tun. Lange Phasen in denen alle am Tisch konzentriert auf einen Plan aus bunten Sechsecken starren, sich dabei anschweigen und nur gelegentlich ein nachdenkliches “Hm..” oder “Möglich..” von sich geben. Dann wird jemand gefragt “Kann es hier sein?” und plötzlich geht ein Raunen der Erkenntnis durch die Gruppe.
In Cryptid suchen 3-5 Spieler nach einem Kryptiden, das sich irgendwo auf dem variablen Spielfeld versteckt. Dazu erhält jeder Spieler einen geheimen Hinweis wo sich das unbekannte Wesen verstecken könnte und kann so für sich bestimmte Gebiete ausschließen. Aus der Kombination dieser 3-5 Hinweise ergibt sich am Ende ein einziges Zielfeld. Der Spieler der dieses Feld und damit den Kryptiden als erstes findet, gewinnt das Spiel.
Reihum sind die Spieler dabei an der Reihe und können jeweils einen Mitspieler nach einem bestimmten Feld befragen. Die Befragten legen entweden eine runde (Ja-)Scheibe, wenn das gesuchte Wesen laut ihrem Hinweis hier sein kann, oder einen eckigen (Nein-)Stein, wenn das eben nicht der Fall ist. So sammelt man nach und nach Informationen und versucht die Hinweise der Mitspieler herauszufinden. Hat man schließlich einen Verdacht kann man statt einer Befragung eine Suche durchführen. Bestätigen alle Spieler die eigene Idee reihum mit einer (Ja-)Scheibe hat man gewonnen.
Das Spiel fühlt sich ein wenig wie ein kniffliges Logik-Rätsel an, das man unbedingt lösen möchte. Daraus bezieht das Spiel, trotz seiner fast schon banal einfachen Grundregeln, seinen andauernden Reiz. Nach einigen Partien entdeckt man nach und nach zudem noch einige taktische Feinheiten im Spiel und versucht seinen eigenen Hinweis geschickt zu verschleiern. Für noch mehr Kopfzerbrechen sorgt dann die Profi-Variante mit verneinten Hinweisen.
So reduziert wie die Regeln sind gottseidank auch die 6 variabel zusammensetzbaren Spielfelder gestaltet. Hier hat man genau den richtigen Mittelweg gefunden und die Illustrationen wirken weder langweilig, noch lenken sie einen beim Nachdenken ab. Lediglich bei den schwarzen Puma-Territorien im dunkelgrünen Wald muss man etwas aufpassen, sie nicht zu übersehen.
Fazit: Die Faszination dieses gemeinsamen Rätsels, das man aber unbedingt als Erster lösen möchte, ist erstaunlich. Noch erstaunlicher ist mit wie wenigen Regeln das Spiel dabei auskommt. Cryptid ist ein fesselndes Deduktions-Spiel, das mit seinem ungewöhnlichen Spielprinzip im Gedächtnis bleibt und mit den beiligenden Setup-Karten genügend Wiederspielreiz bietet. Wegen der durchaus anspruchsvollen Knobel-Aufgabe sollte man das Spiel allerdings nicht zu später Stunde mit übermüdeten Mitspielern auftischen. Ansonsten finde ich Cryptid bei jeder Gelegenheit…
Ein wichtiger Hinweis noch an dieser Stelle. Im Gegesatz zu meinen sonst rezensierten Spielen, ist dieses Spiel nicht in deutscher Sprache erhältlich. Das Spielmaterial ist jedoch – von den Hinweis-Heften abgesehen – komplett sprachneutral. Die deutschsprachigen Regeln und auch die Hinweishefte auf deutsch können hier heruntergeladen werden.