[Brett vs. Spiel] – Ein Königreich für einen Blumentopf

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“Brett vs. Spiel” ist eine neue Kategorie in der Brettspiel-Revue. Dabei treten zwei Spiele in einer Doppel-Review gegeneinander an. Im heutige Kampf in der Gewichtsklasse Familienspiele stehen sich gegenüber: in der roten Ecke aus dem Pegasus-Gym in Friedberg, trainiert vom mehrfach von der Jury Spiel des Jahres empfohlenen französischen Meister-Trainer Bruno Cathala …der Herausforderer Kingdomino … und in der …ähm… mutterboden-farbenen Ecke, aus der Hauptstadt Berlin, trainiert auf der dortigen Spielwiese, betreut vom mehrfach preisgekrönten Ernährungsexperten Uwe Rosenberg …der andere Herausforderer Cottage Garden. Let’s get ready to rumble!

Nach dieser bunt ausgeschmückten Einleitung zu der ihr hoffentlich die lang gezogene Stimme von Michael Buffer in den Ohren hattet, kommem wir nun mal zu den Spielen. Bei beiden Spielen sind die Spieler größtenteils mit dem Bebauen ihres eigenen Spielfeldes beschäftigt. Während man bei Kingdomino zweiteilige Landschafts-Plättchen aneinander legt und daraus sein eigenes Königreich entstehen lässt, muss man bei Cottage Garden mit Tetris ähnlichen Blumen-Plättchen mehrere Blumenbeete bepflanzen. Dabei ist es durchaus mindestens genauso schwierig die Ton-Töpfe im Blumenbeet zu verwalten, als die Gebäude eines ganzen Königreiches zu kontrollieren.

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Der Einstieg in Kingdomino ist dabei denkbar einfach und die Regeln sind in 2 Minuten erklärt und verstanden. Die Lege-Regeln der Plättchen kommen jedem der Domino kennt bekannt vor und man macht es meistens schon intuitiv richtig. Lediglich die Beschränkung des Spielfeldes auf 5 mal 5 Felder muss man den Mitspielern klar machen. Zudem hat jeder Spieler (zumindest bei 3 und 4 Spielern) immer nur 1 Plättchen zur Zeit das er verbauen muss. Das Verwalten und Nachlegen der Plättchen kann ein Spieler der das Spiel schon kennt komplett übernehmen, aber auch für eine Runde Kingdomino-Neulingen sollte es kein Problem sein. Die Regeln sind auf schlanken 4 Seiten zusammengefasst und lassen eigentlich keine Fragen offen. Ziel des Spiels ist es dabei möglichst große Gebiete einer Landschafts-Art mit möglichst vielen Gebäuden darin zu bauen.

Bei Cottage Garden ist die Einstiegshürde schon etwas größer. Hier hat jeder Spieler immer Zugriff auf mehrere Blumenplättchen zwischen denen man sich entscheiden muss. Außerdem verändert sich die Auslage dieser Plättchen ständig und jeder Spieler sollte verstanden haben wann, wo und welche Plättchen nachgelegt werden. Das puzzeln der Plättchen auf dem eigenen Blumenbeet-Spielplan ist auch nicht ganz so intuitiv wie bei Kingdomino. Die leeren Felder müssen überbaut werden, während die aufgedruckten Blumentöpfe und Pflanzglocken nach Möglichkeit frei bleiben sollten, da diese die Siegpunkte bringen. Zudem werden die Siegpunkte nicht mit nur einem Stein auf der Siegpunkte-Leiste markiert, sondern mit insgesamt 6 Steinen (je 3 für Blumentöpfe und Pflanzglocken), die an verschiedenen Stellen Boni in Form von Katzen- oder Blumentopf-Plättchen bringen. Diese Boni können entweder sofort (Blumentöpfe) oder zu einem beliebeigen Zeitpunkt (Katzen) auf den Beeten verbaut werden. Insgesamt braucht man gut und gerne ein ganzes Spiel bis man alle Feinheiten des Spiel verinnerlicht hat. Das Regelheft benötigt entsprechend auch 12 Seiten, diese sind aber für den Gelegenheitsspieler gut verständlich und mit vielen Bildern und Beispielen erklärt. Trotzdem geht die erste Runde für den Spieleinstieg mit 2:1 Kampfrichter-Stimmen an Kingdomino.

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In der zweiten Runde soll es jetzt um das Spielgefühl während des Spiels gehen. Bei Cottage Garden sieht man immer bereits welche Teile wann ins Spiel kommen und kann dementsprechend gut künftige Züge planen. Mit zunehmender Anzahl der Spiele wird man immer häufiger auch tatsächlich einplanen welche Blumenplättchen man demnächst bekommt oder wieviele zusätzliche Blumentöpfe man noch braucht um einen Siegpunkt-Stein ins Ziel zu bringen.

Bei Kingdomino hingegen sieht man immer nur die je 4 Landschaftsplättchen der aktuellen und nächsten Runde und kann entsprechend wenig planen. Dadurch kommt beim Nachziehen der Plättchen natürlich etwas Glück ins Spiel. Wenn ein Spieler an der Reihe ist verbaut er sein Plättchen im eigenen Königreich und wählt gleichzeitig sein Plättchen für die nächste Runde. Dabei ist zu beachten, dass die Plättchen für die nächste Runde aufsteigend nach ihrer Nummer sortiert werden und die Spieler immer in der Reihenfolge spielen in der die ausgewählten Plättchen liegen. Die Spieler spielen also nicht im Uhrzeigersinn. Das stellt für den ein oder anderen Gelegenheitsspieler am Anfang tatsächlich eine kleine Hürde dar. Außerdem kann es dadurch  vorkommen, dass ein Spieler mehrere Runden als letzter dran ist und somit keine Wahl mehr hat welches Plättchen er bekommt. So kommt man in der Regel aber auch immer an die besten Plättchen, die die meisten Siegpunkte bringen.

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Das puzzeln und anlegen der Landschafts- bzw. Blumen-Plättchen macht aber sowohl Gelegenheits- als auch Vielspielern in beiden Spielen gleich viel Spass. Bei Cottage Garden bringt die Schlussrunde, in der jeder Zug 2 Minuspunkte kostet, nochmal besondere Spannung, da man den richtigen Zeitpunkt zum aufhören finden muss. Der Glücksfaktor ist bei Kingdomino etwas höher, was aber auch unerfahrenen Spielern bessere Möglichkeiten gibt mal ein Spiel zu gewinnen. Außerdem bleibt es bei Kingdomino auf Grund der kurzen Spieldauer (15-30 Minuten) selten bei einer Partie, während man bei Cottage Garden nach ca. einer Stunde Spielzeit selten eine Revanche spielt. Insgesamt nehmen sich beide Spiele im Spielgefühl aber nichts und so bleibt es in der 2. Runde bei einem Unentschieden. Einer der Kampfrichter wollte sich einfach nicht entscheiden.

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Runde 3: Was den Langzeitspaß angeht hat man bei Kingdomino schnell raus welcher Landschaftstyp sich am meisten lohnt und so hat man sich nach einigen Partien meist seine Taktik zurechtgelegt. Mit den 4 Varianten die in der Anleitung empfohlen werden kommt aber wieder ein wenig Abwechslung rein. Besonders zu zweit bringt die Variante “Das große Duell” mit einem deutlichen größeren Königreich besonderen Spaß und so bin ich einer schnellen Partie zwischendurch eigentlich nie abgeneigt.

Bei Cottage Garden hingegen kommt nicht so schnell das Gefühl von Wiederholungen auf, da durch die zahlreichen unterschiedlichen Blumenplättchen und die unterschiedlichen Spieler-Tableaus kein Spiel dem anderen gleicht. Besonders die Schlussrunde gefällt mir da gut, da man in jeder Partie abwägen muss ob es sich noch lohnt ein weiteres Beet zu bepflanzen. Insgesamt finde ich hat hier Cottage Garden die Nase vorne und gewinnt somit die 3. Runde. Auch hier war es aber knapp und einer der Kampfrichter hat sich für Kingdomino entschieden.

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Am Ende steht es also Unentschieden zwischen beiden Spielen. Wenn ich mich entscheiden müsste, sehe ich als Vielspieler Cottage Garden leicht vorne. Kingdomino besticht vorallem durch seinen super leichten Einstieg, während Cottage Garden durch seine gute Planbarkeit auch nach mehreren Partien immer noch herausfordernd ist. Insgesamt kann ich beide Spiele – besonders jetzt zu Weihnachten – als Spiel für die ganze Familie empfehlen. Wenn beide Spiele unter dem Baum liegen, empfehle ich am 1. Weihnachstag mit Kingdomino anzufangen und dann am 2. Weihnachtstag Cottage Garden zu spielen!

 

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