Deutscher Spielepreis 2019

Wie in jedem Jahr endet Ende Juli die Abstimmung zum Deutschen Spielepreis, einem Publikumspreis bei dem jeder Interessierte dazu aufgerufen ist sich zu beteiligen. Ich nutze die Gelegenheit und präsentiere analog zur Abstimmung meine Top 5 Spiele des vergangenen Jahrgangs. Unter dspvoting.de kann sich bis Mittwoch noch jeder beteiligen und seine persönlichen Top 5 nennen.

In diesem Jahr ist es mir besonders schwer gefallen mein Lieblingsspiel des Jahrgangs zu bestimmen. Komplett herrausragende Spiele – wie im letzten Jahr mit Heaven & Ale oder auch Azul – gab es für mich jedenfalls nicht und die Abstände zwischen den Spielen sind sehr eng. Das gilt nicht nur für die Top 5. Auch einige weitere Spiele hätten sicherlich gute Chancen auf die Top 5 gehabt, wenn ich sie öfter oder vor kürzerer Zeit gespielt hätte.

Platz 1 – Blackout: Hong Kong
Die Kombination eggertspiele und Alexander Pfister war zuletzt immer ein Garant für einen der Spitzen-Plätze beim Deutschen Spielepreis. Mombasa gewann vor 3 Jahren, Great Western Trail wurde 2017 “nur” Zweiter. Blackout: Hong Kong gelingt es nun Elemente aus beiden Spielen aufzugreifen und mit neuen Aspekten zu würzen. Der Einstieg – und auch das Erklären – sind durch die hervorragende Übersicht auf den Spielertableaus einfacher als bei den Vorgängern. Die Planbarkeit leidet jedoch etwas, da man sich jede Runde darauf einstellen muss, welche zufälligen Ressourcen zur Verfügung stehen. Das wirkt jedoch erfrischend, da sich so kaum eingefahrenen Strategien bilden. Nicht nur für Pfister-Fans ist Blackout: Hong Kong ein echtes Vielspieler-Highlight.

Platz 2 – Teotihuacan: Die Stadt der Götter
Die Herausforderung in Teotihuacan von Daniele Tascini ist es die eigenen Arbeiter möglichst geschickt und effektiv um einen Rundkurs aus verschiedenen Aktionen laufen zu lassen. Neben dem richtigen Zeitpunkt für die Aktionen, ist dabei auch die Anzahl der Arbeiter und vor allem ihr Alter entscheidend. Nach und nach werden die Würfel, die die Arbeiter darstellen, dabei auf höhere Augenzahlen gedreht, bis sie bei einer 6 schließlich sterben. Hier den effizientesten Weg zu finden ist eine echte Herausforderung. Expertenspieler die Euro-Games mir relativ hoher Interaktion mögen, sollten sich Teotihuacan unbedingt mal anschauen.

Platz 3 – Flügelschlag
Das sieht aber toll aus. Diese Eier. Und der Würfelturm. Diese ganzen Vögel, da lernt man ja richtig was. Wow, die Anleitung fühlt sich ja richtig hochwertig an. Ja, und ein tolles Spiel ist Flügelschlag von Elizabeth Hargrave auch noch. Nach und nach spielen wir Vogelkarten aus und versuchen anschließend ihre Effekte möglichst gut zu nutzen. Durch das große Deck an unterschiedlichen Vogelkarten ist dabei jede Partie eine neue Herausforderung. Die tolle Optik und das hochwertige Material wirken auf neue Mitspieler gerade zu wie ein Lockruf. Das tolle Spiel dahinter führt dann dazu, dass das Spiel regelmäßig wieder auf den Tisch kommt.

Platz 4 – Newton
Verstaubte Bücher sammeln, in Regale stellen und sich dabei von verschiedensten Wissenschaftlern helfen lassen. Zugegeben, einem Aussenstehenden zu erklären warum das Spaß macht, ist schwierig. Simone Luciani – diesmal allerdings mit Nestore Magnone als Partner, da Daniele Tascini wohl mit einem anderen Spiel (siehe Platz 2) beschäftigt war – hat es nach Tzolk’in und Auf den Spuren von Marco Polo, aber bei Newton erneut geschafft ein im Kern recht klassisches Strategiespiel mit neuen, frischen Elementen zu versehen. Vielspieler, die die “italienische Brettspiel-Schule” mögen, sollten Newton auf jeden Fall mal ausprobieren.

Platz 5 – Just One
Es macht einfach Spaß Just One immer wieder mit neuen Spielern zu spielen und festzustellen wie faszinierend die Herausforderung von Beginn an ist, ein Wort mit dem passenden Begriff zu umschreiben. Wie abstrakt darf ich denken, damit der Hinweis noch gut genug ist? Wie einfach, damit keiner meiner Mitspieler das selbe Wort aufschreibt? Das Spiel von Ludovic Roudy und Bruno Sautter ist ein gelungenes, reduziertes Wortspiel das wirklich jeder mal ausprobieren sollte.

Bei der Abstimmung zum Deutschen Kinderspiel-Preis enthalte ich mich in diesem Jahr. In den letzten Jahren hat hier meist ein Kinderspiel gewonnen, dass besonders bei Erwachsenen gut ankam. Auch ich habe immer für so ein Spiel gestimmt, da ich selbst nicht mit Kindern gespielt habe. Ich denke inzwischen, dass das nicht der Sinn dieses Preises ist. Wer hier abstimmt, sollte das Spiel zumindest mal mit Kindern getestet haben.

Für ein Spiel dieses Jahrgangs konnte ich leider nicht abstimmen, da es das Spiel noch nicht in deutscher Sprache gibt. Ansonste wäre Cryptid von Hal Duncan und Ruth Veevers mit Sicherheit in meinen Top 5 gelandet. Mehr dazu demnächst in einer Rezension.

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