Bremer Spieletage 2019

Die Bremer Spieletage gelten in Norddeutschland als größte Brettspiel-Veranstaltung und von daher wurde es Zeit, dass ich es 2019 zum ersten Mal dorthin geschafft habe. Kurz nach der Nürnberger Spielwarenmesse hatte ich gehofft die ein oder andere Neuheit zu Gesicht zu bekommen und war – weil ich es von anderen Veranstaltungen dieser Größenordnung nicht gewohnt war – überrascht wie viele Verlage diese auch im Gepäck hatten.

Doch zunächst mal hieß es Schlange stehen. Ein wenig Andrang ist man ja bei Brettspiel-Events gewohnt, doch es war definitiv mehr als ich erwartet hatte. Aber das ist ja ein gutes Zeichen! Gewöhnungsbedürftig fand ich zudem, dass die Kasse gefühlt nicht am Eingang sondern mitten in der Veranstaltung war. Links und rechts der Schlange, die sich um mehrere Ecken und Flure und durch Treppenhäuser zog, waren jedenfalls schon die ersten Räume mit Spieltischen zu sehen.

An eben diese Spieltische zog es mich natürlich auch. Im ersten Raum waren wohl kurzfristig einige Spieleerklärer kranheitsbedingt ausgefallen und eine Runde Magnastorm (Bauldric & Friends, Feuerland) drohte gerade an dieser Hürde zu scheitern. Also warf ich kurzentschlossen meine geballte Erfahrung von einer Partie in den Ring und bot an das Spiel zu erklären. Und da mich das Spiel in dieser ersten Partie bereits positiv überrascht hatte, spielte ich schließlich auch mit. Auch diesmal hat mich das Spiel wieder überzeugt, obwohl – oder vielleicht auch weil – mir, bereits siegessicher, kurz vor der 27-Punkte-Ziellinie der Sprit ausging.

Nach einer kurzen Mittagspause – ja so spät war es schon – ging es zu Abacusspiele wo ich gehofft hatte an den Sherlock-Promo-Fall zu gelangen, den ich dort glücklicherweise zusammen mit den 3 anderen Fällen auch erwerben konnte. Bei der Sherlock-Reihe (Martí Lucas & Josep Izquierdo, Abacusspiele) geht es darum als Detektiv Kriminalfälle zu lösen, wobei aber jeder Spieler andere Karten und somit anderen Informationen bekommt. Da diese Fälle nur einmal spielbar sind probierte ich sie vor Ort nicht aus, freue mich aber schon auf die bald anstehenden Partien.

Direkt nebenan bot sich schließlich die Gelegenheit die neue Concordia-Erweiterung (Mac Gerdts, PD-Verlag) zu spielen, die im Herbst zu Essen auf den Markt kommen soll. Diese führt uns auf die Balearen. Der Kniff dieses Spielplans ist es, dass es kein Getreide mehr gibt. Dafür gibt es Fische, die wir aber nicht über den Händer erwerben können, sondern nur als Gebietsbonus bekommen. Insgesamt macht es das etwas schwerer mit der Rohstoff-Wirtschaft in Gang zu kommen. Hat mir insgesamt ziemlich gut gefallen.

Danach konnte ich noch Ruchlos (Roland MacDonald, Board Game Circus) ausprobieren – eine Kreuzung aus Deckbau und Poker. Das klingt im ersten Moment für mich extrem spannend, zudem hatte das tolle Material auch einen Aufforderungscharakter. Ich hatte allerdings bisher eher mittelmäßige Meinungen zu dem Spiel gehört und muss nach meiner Partie leider sagen, dass ich diese nun teile. Das System funktioniert insgesamt ganz gut, allerdings ist der Glücksfaktor meiner Meinung nach zu hoch und der gefühlte Einfluss auf das Geschehen viel zu gering. Richtig überzeugt hat das Spiel leider niemanden am Tisch.

Weiter ging es mit Concerto (Uwe Bursik, Skellig Games). In diesem Spiel spielen wir Dirigenten und müssen uns für ausliegende Musikstücke über Karten erstmal die passenden Instrumente zusammen suchen. Der Kniff ist, dass wir jedem Instrument eine Schlagfigur – ja so heißen die typischen Dirigenten-Bewegungen wie ich seit heute weiß – zuordnen, die wir nur kurz ansehen dürfen. Danach sehen nur noch die Mitspieler die Figur und wir müssen sie uns merken um im richtigen Moment – wenn wir alle Instrumente beisammen haben – unser Orchester fehlerfrei zu dirigieren. Die Grundidee und das Thema haben mir richtig gut gefallen. Leider war uns allen am Tisch aber der Instrumenten-Karten-Nachzieh-Mechanismus etwas zu mechanisch und glückslastig und stand daher leider viel zu sehr im Mittelpunkt des Spiels. Insgesamt kann ich trotzdem empfehlen, dass Spiel mal auszuprobieren.

Leider war Concerto schließlich auch der Schluss-(T)Akt des viel zu kurzen Spieletages. Auf Grund der relativ langen Wartezeit am Morgen und des Minuten-genauen Rauswurfs am Abend bleibt bei einer ansonsten gelungenen Veranstaltung ein kleiner Wermutstropfen.

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