Am vergangenen Wochenende fand zum 4. Mal die von Hunter & Cron veranstaltete Berlin Con statt. Viele Verlage stellten ihre Herbst-Neuheiten vor oder verkauften sogar schon die neuen Spiele. Dabei konnte ich zahlreiche Spiele ausprobieren. Welche das waren und wie sie mir gefallen haben erfahrt ihr hier. Bitte beachtet, dass viele Spiele noch nicht auf dem Markt sind und sich Mechaniken und vorallem Grafiken und Material noch ändern können.
Am Samstag morgen bildeten sich vorm Eingang zur Berlin Con lange Schlangen, die drinnen ein ähnliches Gedränge wie in Essen befürchten liessen. Direkt hinter dem Eingang begann die Schlange zum Flohmarkt und hier wurde es sogar nochmal voller. Doch in den oberen Stockwerken, in denen die Verlage ihre Stände hatten, zerschlug sich diese Befürchtung schnell. Es war zwar voll, aber nicht überfüllt. Einen Platz an einem Spieletisch hat man in der Regel recht schnell gefunden.
Das erste Spiel das ich selbst ausprobiert habe war Tudor von Jan Kirschner, das zur SPIEL im Oktober bei Corax Games erscheinen wird. Obwohl das Spiel thematisch am Hofe Heinrichs des VIII. angesiedelt ist, müssen wir allerdings keine Ehefrauen köpfen. Es geht im Wesentlichen darum eigene Familienmitglieder in die Position zu bringen verschiedene Ämter am Hofe des Königs zu übernehmen. Dabei ist das Spiel extrem variabel, da immer zu Spielbeginn 2 verschiedene Siegpunkt-Karten aufgedeckt werden, die viele unterschiedliche Sachen belohnen. So kam in meiner Partie z.B. ein Set-Collection Element hinzu. Darüber hinaus gibt es Siegelringe, die wir als optischen Blickfang auf unseren Sichtschirm in Handform packen und die für uns bestimmte Aktionen verstärken. Mir hat das Spiel – das sich auf Kennerniveau bewegt – gut gefallen, ich bin aber vorallem noch gespannt wie stark die Siegpunkt-Karten das Spielgefühl verändern können.
Danach konnte ich mir beim Verlag Games Up ihr neues Spiel Maracaibo erklären lassen. Das Spiel wurde von niemand geringerem als Alexander Pfister entwickelt, der spätestens seit seinen Spielen Mombasa und Great Western Trail jedem Freund von Strategiespielen bekannt sein dürfte. An letzteres erinnert dabei auch der Zugmechanismus bei dem leere Felder übersprungen werden und bei dem der Weg durch den Bau neuer Plättchen immer langsamer wird. Dazu kommen verschiedene Fraktionen in die wir ähnlich wie bei Mombasa investieren können. Das Spiel ist allerdings noch mitten in der Entwicklung und wird frühestens zu Nürnberg 2019 erwartet. Ich freue mich aber schon jetzt darauf, dass Spiel irgendwann ausprobieren zu können.
Bei Huch! konnte ich dann das neue Familien-Spiel von Michael Kiesling ausprobieren. Outback verschlägt uns nach Australien und wir versuchen verschiedene Tier-Plättchen geschickt auf unserem Plan zu verbauen. Verwandschaften zu Kieslings Spielen Azul, Heaven & Ale oder Riverboat sind dabei nicht zu leugnen. Spannend fand ich den Wertungs-Mechanismus bei dem zunächst nur die 3 schlechtesten Tierarten zählen. Es sei denn wir kommen über einen bestimmten Punkt der Leiste, der uns allerdings zunächst auch von 9 auf 1 Punkt zurück fallen lässt. Leider war das Spiel fast interaktions-befreit und auch der Kniffel-Mechanismus zur Auswahl der Plättchen bietet nichts neues. Daher steht für mich am Ende ein eher durchschnittliches Spiel. Immerhin hab ich gewonnen 😉
Danach wollte ich bei Lookout eigentlich Patchwork Express ausprobieren. Der Tisch war allerdings besetzt und so spielte ich stattdessen Piepmatz. Ein Set-Collection-Spiel mit diversen Vogelarten, das mich optisch vorher überhaupt nicht angesprochen hat. Und leider blieb auch das Spiel selbst wenig ansprechend. Schon nach der Hälfte der Partie hatte ich eigentlich keine Lust mehr und spielte nur aus Pflichtbewusstsein gegenüber meiner Mitspielerin das ca. 30-minütige Spiel zu Ende. Und irgendwie hatte ich das Gefühl ihr ging es genau so.
Dafür ging es direkt im Anschluss wesentlich besser weiter. Bei Frosted Games probierte ich Trick ‘n Trouble vom japanischen Autor Fukutorou aus. Ein kooperatives(!) Stichspiel für genau(!) 3 Spieler. Es war zwar leider grad kein Erklärbär verfügbar, aber das dünne Regelheft im Comic-Stil war schnell durchgearbeitet und es konnte losgehen. Keine 5 Minuten später war mir bereits während des Spiels vollkommen klar, dass ich dieses Spiel haben muss.
Die Emotionen, von lautem Lachen bis zu Verzweiflung, die das Spiel am Tisch auslöste waren grandios. Dabei haben wir uns garnicht so schlecht geschlagen, jedenfalls bin ich in bisher 4 Partien seit der Berlin Con nicht mehr an das Ergebnis heran gekommen. Ein wirklich neuartiges Spielgefühl, dass auch bei meinen Mitspielern offensichtlich gut ankam. Jedenfalls kauften auch sie das Spiel direkt im Anschluss. Trick ‘n Trouble war auf jeden Fall mein Highlight des ersten Tages.
Zum Abschluss des Berlin-Con-Samstags spielte ich dann noch eine Partie Spring Meadow, also dem dritten Teil der Uwe-Rosenberg-Reihe der Edition Spielwiese aus Berlin (aus Berlin). Natürlich ist auch das ein Puzzle-Spiel, sogar mit exakt der selben Auslage aus der wir unsere Puzzle-Teile bekommen wie bei Cottage Garden. Allerdings verbauen wir diese hier Tetris-artig und versuchen immer bei den Zwischenwertungen möglichst viele vollständige Reihen am unteren Rand zu haben. Murmeltierhöhleneingänge die wir mit den Löchern in den Teilen überbaut haben bringen uns dabei Bonuspunkte. Lochkombinationen bringen Zusatzteile. Wer zwei Zwischenwertungen gewonnen hat ist der Sieger des Spiels.
Spring Meadow ist sicherlich das einfachste Spiel der Trilogie. Das Puzzeln selbst macht mir hier wieder sehr viel Spaß, ich bin mir allerdings nach einer Partie noch nicht sicher ob mir der Wertungsmechanismus gefällt.
Am Samstag-Abend waren schließlich noch die freien Spielbereiche der Berlin Con offen. Dort konnte man die entweder Spiele aus der Library ausleihen oder eben die erworbenen Neuheiten ausprobieren. Ich hatte am Morgen als erstes Spiel Coimbra erworben und wollte das nun ausprobieren. Es fand sich schnell ein Mitspieler und als wir uns einen Tisch gesucht hatten, kamen auch schnell Mitspieler 3 und 4 dazu. Das es dabei selten eine gute Idee ist sich einfach an den Tisch zu setzen ohne das jemand die Regeln kennt, musste ich mal wieder feststellen. Das gemeinsame Durcharbeiten der Regeln nahm eine gute Stunde in Anspruch und erforderte von allen ein wenig Geduld. Dann konnte es aber endlich losgehen.
In Coimbra breiten wir uns von der gleichnamigen Stadt aus nach ganz Portugal aus (zumindest wenn das Teil unserer Strategie ist). Das geschieht durch einen gelungenen Würfelmechanismus, bei dem die genommenen Würfel Preis und Reihenfolge der Aktionen festlegen. Durch die Würfel erwerben wir im wesentlichen Karten, die uns auf den 4 Einkommensleisten voranbringen und ggf. sofort Ressourcen oder sonstige Vorteile bringen. Dabei geht es vorallem darum die Karten gut zu kombinieren. Das gehobene Kennerspiel fand ich schon in meiner ersten Partie ziemlich gut. Nach inzwischen zwei weiteren Partien gefällt es mir sogar noch besser.
Zum Tagesabschluss gab es dann noch zwei Partien Tembo. Ein kurzweiliges Kartenspiel, bei dem wir Tieren über den Fluss helfen müssen. Das Spiel hat sicherlich einen ziemlichen Glücksfaktor, ist aber vorallem sehr konfrontativ. Mir hat das Spiel eigentlich ganz gut gefallen, allerdings hatte ich ein wenig das Gefühl, dass es zumindest im 2-Spieler-Spiel schwer war einen Rückstand wieder aufzuholen.
Was der Sonntag noch zu bieten hatte und wie mir die Berlin Con insgesamt gefallen hat erfahrt ihr bald im zweiten Teil.