Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin

Die Fussball-WM ist gerade vorbei, da richten sich schon wieder alle Augen auf Berlin. Natürlich nicht die der Fussball-Fans, denn der Fussball-Weltmeister feiert ja in diesem Jahr – aus nachvollziehbaren Gründen – nicht am Brandenburger Tor. Dafür aber die Augen der Brettspiel-Welt. Zunächst findet am Wochenende 21.+22.7. die Berlin Brettspiel Con statt, dann werden am Montag 23.7. die Preise Spiel des Jahres und Kennerspiel des Jahres in der Hauptstadt verliehen.

Die Berlin (Brettspiel) Con, die erst seit 2015 und somit zum 4. Mal stattfindet, wird dabei von Jahr zu Jahr größer und entwickelt sich inzwischen zu einer Art Kick-Off-Veranstaltung für das neue Spielejahr. Immer mehr Verlage stellen in Berlin erstmals ihre Herbst-Neuheiten vor. Einige Spiele sind sogar schon so weit in der Entwicklung, dass sie zur Berlin Con auf den Markt kommen. Über 40 Verlage sind in diesem Jahr auf der Con vertreten und so ist die Veranstaltung längst kein reines Spieler-Treffen mehr.

Fast schon traditionell – ich denke man kann im 2. Jahr schon von Tradition sprechen, wenn es den Verlag erst im 3. gibt – bringt der Berliner Verlag Edition Spielwiese eines seiner Spiele zur Berlin Con heraus. In diesem Jahr ist das Spring Meadow, das dritte Spiel aus der Puzzle-Trilogie von Uwe Rosenberg. Nachdem in der vorherigen Teilen noch Beete bepflanzt (Cottage Garden), bzw. der Waldboden mit Laub bedeckt (Indian Summer) wurden, geht es diesmal in die Berge, wo auf schneebedecktem Untergrund eine Wiese entstehen soll. Mechanisch vereint das Spiel dabei die besten Elemente der Vorgänger. So erinnert z.B. die Auslage eher an Cottage Garden, während wir die Puzzle-Teile mit Löchern aus Indian Summer kennen.

Ein weitere Highlights ist für mich Newton von Cranio Creations. Das Spiel erinnert thematisch und optisch ein wenig an Lorenzo der Prächtige, daher hoffe ich, dass es mich genau so überzeugen kann. Neben Simone Luciani (u.a. Tzolk’in, Auf den Spuren von Marco Polo und eben Lorenzo der Prächtige) ist Nestore Magnone einer der beiden Co-Autoren. Dieser ist mir zwar bisher nicht bekannt gewesen, hat aber mit Humboldt’s Great Voyage gleich noch ein zweites heißes Eisen im Feuer, das 2018 bei Huch! erscheinen soll. Ob es davon in Berlin allerdings schon was zu sehen gibt, kann ich nicht beurteilen.

Ebenfalls von zwei Autoren von Lorenzo der Prächtige – diesmal Flaminia Brasini und Virginio Gigli – ist das neue Spiel aus dem Hause eggertspiele/Plan B: Coimbra. Das Karten-gesteuerte Spiel entführt uns ins Portugal des 15. und 16. Jahrhunderts. Eine thematische Region mit der der Verlag zuletzt ja ziemlich erfolgreich war. Optisch ist das Spiel schonmal ein Highlight und wenn auch die Mechaniken wieder so spannend sind wie man es von eggertspiele kennt, erwartet uns wohl auch spieltechnisch ein Highlight.

Auch Corax Games wird vor Ort sein und hat unter anderem Tudor dabei. Dank einer erfolgreichen Finanzierung in der Spieleschmiede wird das Spiel im Herbst 2018 erscheinen, kann aber schon jetzt in Berlin ausprobiert werden. Der Blickfang des Spiels sind die Hand-förmigen Sichtschirme. Auf die einzelnen Finger können im Laufe des Spiels verschiedene Siegelringe gesteckt werden, die die Ämter der Familienmitglieder symbolisieren. Ich bin auf jeden Fall schon gespannt, das Erstlingswerk von Autor Jan Kirschner auszuprobieren. Außerdem hat Corax noch Die rote Kralle von Antoine Noblet dabei, das demnächst als Spieleschmiede-Projekt starten wird. Ich konnte das taktische Kartenspiel schonmal als Prototypen ausprobieren und war sehr angetan. Jetzt bin ich natürlich auf das (nahezu) finale Spiel gespannt.

Neben den genannten, gibt es natürlich noch eine Vielzahl weitere Spiele die von den Verlagen auf der Berlin Con vorgestellt werden. Eine komplette Übersicht gibt es in diesem Video von Hunter & Cron. Am Montag den 23. steht dann aber nochmal ein Rückblick auf das Spielejahr 2017/18 an.

Im Rahmen einer Pressekonferenz werden das Spiel des Jahres und das Kennerspiel des Jahres verliehen. Außerdem bekommt Pandemic Legacy: Season 2 einen Sonderpreis verliehen. Auf den roten Pöppel hoffen dann Azul, The Mind und Luxor. In der anthraziten (oder grauen oder schwarzen) Kategorie hoffen Die Quacksalber von Quedlinburg, Ganz schön clever und Heaven & Ale auf den Titel. Damit dürfte die Spannung besonders bei den Autoren Michael Kiesling und Wolfgang Warsch hoch sein, die beide mit 2 bzw. 3 Nominierungen einen Doppelsieg einfahren könnten. Es wäre übrigens der erste in diesen beiden Kategorien!

Ich habe natürlich meine persönlichen Favoriten, drücke aber allen beteiligten Verlagen, Autoren, Redakteuren und Illustratoren die Daumen. Und das sogar vor Ort, denn ich kann endlich mal persönlich vor Ort sein und werde – natürlich von beiden Veranstaltungen – berichten.

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