[Review Nr. 13] – Tempel des Schreckens

Kartenspiele in kleinen Schachteln werden oft unterschätzt und sind schnell mal “nur ein Kartenspiel”. Dass es dabei nicht immer um Stiche oder das möglichst schnelle loswerden von Handkarten geht, dürfte spätestens klar sein seit Hanabi 2013 zum Spiel des Jahres gewählt wurde. Oft stecken auch in kleinen Schachteln überraschende Spielerlebnisse, weit ab vom “üblichen Kartenspiel-Gefühl”. Genau so ist es auch bei Tempel des Schreckens.

Thematisch wandeln wir hier auf den Spuren von Nicolas Cage in den Vermächtnis-Filmen oder Harrison Ford in den Indiana Jones Filmen. Die Spieler verkörpern Schatzjäger, die Goldschätze aus einem mysteriösen Tempel im Dschungel bergen wollen. Alle Spieler? Nein, denn ein kleiner Stamm umbeugsamer Ureinwohner versucht die Röm… äh die Schatzjäger genau daran zu hindern. Es gibt also – genau wie in Spielen wie Werwölfe von Düsterwald, Der Widerstand oder Battlestar Galactica – 2 Teams die gegensätzliche Ziele verfolgen.

Zu Spielbeginn erhält jeder Spieler eine verdeckte Rollenkarte, die ihm einem der beiden Teams zuordnet, sowie 5 Karten mit Schatzkammern. Jede Schatzkammer kann leer sein, einen Schatz oder eine Feuerfalle beinhalten. Die 5 Karten schaut sich jeder spieler geheim an, mischt sie und legt sie dann verdeckt vor sich ab, so dass jeder Spieler weiss welche Karten er vor sich liegen hat, aber nicht welche wo liegt. Pro Runde werden so viele Karten aufgedeckt wie Spieler teilnehmen. Dabei ist immer der Spieler dran die nächste Karte aufzudecken, bei dem gerade eine Karte aufgedeckt wurde.

Die Abenteurer versuchen nun innerhalb von 4 Runden alle Schatzkammern des Tempels zu finden in denen ein Schatz versteckt ist. Die Wächterinnen versuchen genau das zu verhindern. Entweder in dem sie die Abenteurer in viele leere Kammern locken, so dass am Spielende noch Schätze unentdeckt geblieben sind – denn natürlich wird in jedem Spiel nur ein Teil der Kammern geöffnet – oder in dem sie die Abenteurer in die Feuerfallen locken.

Während des Spiels entsteht ein Gefühl des gegenseitigen Misstrauens, da niemand genau weiss wer zu seinem Team gehört. Besonders kommunikative Gruppen werden ihren Spaß haben, wenn jeder versucht seine Mitspieler von seinen guten Absichten zu überzeugen oder in Fallen tappen zu lassen. Im Gegensatz zu den anderen vorher genannten Spielen mit verdeckten Rollen sind die Aufgaben, die die Spieler zu erfüllen haben aber klarer und die Diskussion ist nicht ganz so offen. Das macht es unerfahrenen Spielern viel leichter in das Spiel hinein zu kommen. Zudem können Fehler die man einmal gemacht hat viel besser noch korrigiert werden und auch der Glücksfaktor beim aufdecken der Karten ist nicht zu unterschätzen. Das alles macht Tempel des Schreckens für mich zum perfekten Einstieg in die Welt der kommunikativen Deduktions-Spiele.

Besonders schön finde ich auch, dass die Verteilung der Rollen nie ganz klar ist, da eine Rollenkarte mehr gemischt wird als Spieler teilnehmen. Leider aber nicht bei 5, 6 oder 9 Spielern, hier sieht die Regel – wohl aus Balancing-Gründen – keine zusätzliche Rollenkarte vor.

Negativ anmerken muss ich allerdings die Ping-Pong-Situationen, die relativ häufig entstehen, wenn 2 Abenteurer glauben sich gefunden zu haben und vorgeben viele Schätze vor sich liegen zu haben. Um kein Risiko einzugehen decken sie die Karten dann oft nur gegenseitig auf und die anderen Spieler haben dadurch manchmal das Gefühl an einer Runde garnicht teilzunehmen. Letztlich führt diese Taktik aber in den seltensten Fällen zum Erfolg, schließlich verlieren die Abenteurer auch wenn nach 4 Runden noch Schätze im Tempel liegen. Außerdem habe ich schon die ein oder andere Wächterin gesehen, die gerne eine Runde Ping-Pong mitspielt 😉

Insgesamt kann ich Tempel des Schreckens aber allen empfehlen die kommunikative Deduktions-Spiele a la Werwölfe mögen oder gerne in diese Art von Spielen einsteigen wollen. Im Gegensatz zu Mafia de Cuba, Werwölfe und Widerstand, hat es bei mir auch als generations-übergreifendes Familienspiel funktioniert. Ich empfehle allerdings das Spiel, anders als auf der Verpackung angegeben, erst ab 4 Spielern. Zu voller Stärke läuft es dann ab 7 Spielern auf. Einmalig ist auch das Preis-Leistungs-Verhältnis: für meist deutlich weniger als 10€ bekommt man hier ein Spiel an dem man lange Spaß haben wird.

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