[brettspielschau] August 2020

Der September ist schon mehr als halb rum. Höchste Zeit für einen spielerischen Rückblick auf den August. Dort gibt es diesmal eine bunte Tüte aus Spielen irgendwo zwischen Kinder- und Kennerbereich. Mit dabei: zwei aktuelle Spiele, eins aus dem vergangenen Jahr und eins aus dem Jahr 2017.


Carnival of Monsters

“Das hat Spaß gemacht. Noch eine Runde?”, war der Kommentar einer Mitspielerin nach meiner ersten Partie Carnival of Monsters auf der Spielemesse Hamburg 2019. Ähnliche Kommentare habe ich danach immer wieder gehört, wenn das Spiel auf den Tisch kam. Bei Carnival of Monsters wählen alle Spieler nach und nach gleichzeitig eine Karte aus einem Stapel den sie dann an ihren Nachbarn weitergeben. Drafting in seiner Reinform! So sammeln wir nach und nach Länder in verschiedenen Farben um mit deren Landpunkten dann Monster der selben Farbe zu fangen. Sonderkarten können uns dabei helfen oder auch mal nerven, wenn wir sie kostenpflichtig reservieren müssen. Jede kleine Entscheidung für eine Karte wirkt dabei weder trivial, noch hat sie so große Auswirkungen, dass man allzu lange darüber nachdenken müsste. Das sorgt zusammen mit dem cleveren Ablagesystem für ein zügiges, flüssiges Spiel.

Eine Partie Carnival of Monsters spielt man so einfach ganz locker und entspannt runter und hat dabei einfach eine gute Zeit. Die Reaktionen meiner Mitspieler sind bisher jedenfalls durchweg positiv. Auch die tollen Illustrationen von verschiedenen Künstlern tragen dazu bei, dass das Spiel einfach Spaß macht. Und so bleibt es trotz einer Spielzeit von immerhin ca. 45 Minuten eigentlich nie bei nur einer Partie. Natürlich ist Carnival of Monsters nicht wirklich innovativ und ja, der Glücksfaktor kann ziemlich groß sein. Aber das Gesamtpaket stimmt einfach. Und irgendwie ist es am Ende auch nie wichtig wer gewonnen hat.

Carnival of Monsters

 Richard Garfield  2-5 Spieler
 diverse  ab 12 Jahren
 Amigo  45 Min.

Celtic

Man könnte Celtic auch als “FOMO – Das Spiel” bezeichnen. Ständig hat man Angst eine entscheidende Reisegruppe zu verpassen. Schließlich kann man ziemlich von den Reisebewegungen der Mitspieler profitieren, wenn man konstenlos mitreist. Jeder Spieler darf im eigenen Zug beliebig viele eigene Spielsteine von einem Ort zu einem anderen bewegen. Allerdings nur zu einem der maximal 2 Schritte entfernt ist. Jeder Mitspieler der am selben Ausgangsort steht kann sich aber der Reisegruppe anschließen und mit beliebig vielen Spielsteinen auf der selben Route mitreisen.

Auf diese Weise bewegen sich alle Spieler kreuz und quer über den Spieplan um die Orte auf ihren geheimen Zielkarten zu erreichen oder an einem der Handeslorte die Spielsteine in Handelswaren zu tauschen. Da man die Ziele der Mitspieler nicht kennt und die eigenen Spielsteine knapp sind ist es ein ständiges Abwägen ob man sich an einer Reise beteiligt. Dieser Grund-Mechanismus von Celtic ist auf jeden Fall spannend und sorgt für ein erfrischend neues Spielgefühl. Nicht so gut gefallen hat mir hingegen der enorme Glücksfaktor beim Nachziehen der Zielkarten, sowie das sehr abrupte Spielende. Sobald ein Spieler 5 Zielkarten erfüllt hat endet das Spiel nämlich sofort. Das ist oft nicht abzusehen, vorallem da man mehrere Karten auf einmal erfüllen kann. So kommt leider allzu oft am Ende eines spannenden Spiels etwas Frust auf.

Celtic

 Dirk Hillebrecht  2-4 Spieler
 Bartlomiej Kordowski  ab 8 Jahren
 Pegasus Spiele  40-60 Min.

Memoarrr!

Auf die Suche nach dem Lava-Kraken begibt sich weder Indiana Jones, noch Benjamin Gates, sondern ein Mitspieler bei einer Partie Memoarrr!. Irgendwo in dieser Ecke muss er gewesen sein. Hier? Nein, die aufgedeckte Karte zeigt einen Pinguin im Wasser. Mist! Oder? Nein, doch nicht. Glück gehabt, Wasser ist ja auch ok. Die letzte Karte hatte einen Kraken im Wasser gezeigt. Bei Memoarrr! geht es darum immer die zuletzt aufgedeckte Karte zu bedienen in dem man entweder eine Karte mit selber Landschaft oder selbem Tier aus der Auslage aufdeckt. Wer einen Fehler macht ist für die Runde raus, der letzte Spieler bekommt eine Punktekarte. Danach werden alle Karten verdeckt und eine neue Runde beginnt. Bis irgendwann der Punktestapel leer ist und das Spiel endet. So sammelt man von Durchgang zu Durchgang mehr Informationen und erinnert sich dann aber vielleicht im entscheidenen Moment doch nicht wo diese verdammte Lava-Krake war.

Dieser im Laufe der Partie stetig ansteigende Anspruch gemischt mit einer Prise Taktik macht Memoarrr! zu einer absolut gelungenen Variante des Memory-Spiels. Eine frische Idee, die auch nach 3 Jahren noch so viel Spaß macht, dass das Spiel regelmäßig als Absacker auf den Tisch kommt.

Memoarrr!

 Carlo Bortolini  2-4 Spieler
 Pablo Fontagnier  ab 8 Jahren
 Edition Spielwiese  10-20 Min.

The Magnificent

In The Magnificent betreibt jeder Spieler seinen eigenen Zirkus und versucht mit tollen Akrobatik-Nummern, Feuerspuckern, Zauberern oder Löwenbändigern das Publikum zu begeistern und möglichst viele Tickets zu verkaufen. Wollen wir z.B. eine tolle Akrobatik-Nummer aufführen müssen wir jedoch erstmal die Vorraussetzungen schaffen. Und das sind in diesem Fall: 1 großes grünes Puzzle-Teil, 1 großes violettes Puzzle-Teil und 2 Kristalle. So schön wie das Thema erstmal klingt, so abstakt ist dann also der Mechanismus. In jeder der 3 Runden wählen wir 4 Würfel mit denen wir entweder “Reisen” um Kristalle einzusammeln, “Bauen” um Puzzle-Teile auf den “Festplatz” – also unser Spieler-Tableau – zu legen oder “Auftreten”. Bei der letzten Aktion erfüllen wir wie anfangs beschrieben unsere Zirkusnummern mit Hilfe der Puzzle-Teile auf unserem “Festplatz”. Die Höhe der Würfelzahlen bestimmt bei allen Aktionen einerseits die Stärke, andererseits aber auch die Kosten, die dafür am Ende der Runde anfallen.

Die Anzahl der gesamten Aktionen pro Spieler ist bei The Magnificent mit 12 knapp bemessen. Daher muss man sich jeden Zug und jeden gewählten Würfel gut überlegen. Das kann vor allem in der Erstpartie auch zu erheblichen Denkzeiten führen. Die Aktionen sind eng miteinander verzahnt und der richtige Bonus zur richtigen Zeit kann einen schnell voranbringen. Besonders spannend finde ich die sogenannten Direktoren-Karten, von denen wir nach jeder Runde eine werten können. Diese legen in jeder Partie eine andere Herangehensweise nahe. So ist auf jeden Fall für genügend Abwechslung gesorgt. In meinen bisherigen Partien hat mir The Magnificent jedenfalls Spaß gemacht. Das Spiel muss aber in weiteren Partien noch beweisen ob es mit dem geistigen Vorgänger Santa Maria mithalten kann.

The Magnificent

 E. Svensson & K. A. Ostby  1-4 Spieler
 Martin Mottet  ab 12 Jahren
 Pegasus Spiele  60-90 Min.

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