[brettspielschau] September 2020

Im brettspielschau-Rückblick auf den September geht es diesmal um fünf Sommer- und Herbst-Neuheiten. Vom kleinen Kartenspiel für Familien bis zum großen Strategiespiel für Experten ist diesmal alles dabei.


Aeon’s End

Mit Aeon’s End ist ein Spiel das oft bei den meist erwarteten Spielen genannt wurde nun auf deutsch erschienen. Das kooperative Deckbuilding-Spiel bei dem die Spieler als Helden verschiedene Kreaturen besiegen müssen scheint viele neugierig gemacht zu haben. Mich ehrlicherweise überhaupt nicht. Vor allem weil mir das Setting nicht zusagt.

Ähnlich wie bei Dominion startet jeder Spieler mit einem schwachen Startdeck, das man aber aufwerten kann in dem man Karten aus der Auslage kauft. Nur geht es diesmal nicht darum möglichst schnell an Siegpunkte zu kommen, sondern dem Erzfeind nach und nach Lebenspunkte abzuziehen. Dieser bringt in seinen Zügen durch ein Kartendeck gesteuert entweder weitere, schwächere Feinde ins Spiel oder greift die Spieler oder die zu verteidigende “Festung der letzten Ruhe” an. In meinen bisherigen Partien empfand ich das ganze allerdings als ziemlich repititiv. Trotz unterschiedlicher Erzfeinde und Kartenauslagen ist es meistens zudem relativ schnell klar was man machen muss. Wirkliche Entscheidungen trifft man naturgemäß vor allem beim Kauf von Karten, aber auch diese unterscheiden sich zu wenig voneinander.

Letztendlich wurde ich von Aeon’s End weder enttäuscht noch positiv überrascht und habe ziemlich genau das bekommen was ich erwartet habe. Nur waren meine Erwartungen eben nicht besonders groß. Auch wenn ich in meinen bisherigen Partien noch lange nicht alle Karten gesehen und noch nichtmal gegen alle 4 Erzfeinde gekämpft habe, habe ich kein große Lust den Rest noch auszuprobieren.

Aeon’s End

 Kevin Riley  1-4 Spieler
 Gong Studios  ab 14 Jahren
 Frosted Games  60 Min.

Allegra

Im Kartenspiel Allegra versuchen die Spieler über 3 Runden möglichst wenig Punkte zu machen. Jede karte hat einen Wert zwischen -1 und 11 und bringt entsprechend viele Punkte. Anfangs liegen alle Karten verdeckt. Wer am Zug ist zieht eine Karte aus der Mitte und tauscht sie mit einer aus der eigenen Auslage oder wirft sie ab um eine eigene Karte aufzudecken. Wer eine Reihe aus 3 gleichen Karten bildet darf diese abwerfen. Das kommt dir ziemlich bekannt vor? Stimmt! Das Spielprinzip kennt man aus zahlreichen Spielen, wie zuletzt Skyjo oder Cabo.

Der neue Kniff ist nun, dass man sich jeweils eine Reihe kooperativ mit jedem Nachbarn teilt. Die Punkte dieser Reihen zählen am Ende für beide Spieler. Das ist auch eine clevere Idee, die das Spiel ein wenig spannender macht. Wirklich frischen Wind bringt das aber nicht und man spielt im Prinzip genau als wäre die Reihe eine eigene. So ist das Spiel dann auch nahezu identisch zu z.B. Skyjo und bietet absolut nichts Neues. Spannungselemente wie z.B. die Deduktion bei Cabo fehlen komplett. Insgesamt konnte Allegra in keiner meiner Runden überzeugen und wird wohl nicht mehr allzu häufig auf den Tisch kommen.

Allegra

 Bella Lucca  2-6 Spieler
 Johann Rüttinger  ab 8 Jahren
 Drei Hasen in der Abendsonne  30-40 Min.

Caylus 1303

Caylus 1303 ist die Neuauflage des Worker-Placement-Klassikers Caylus. Die Grundemechanik wurde beibehalten. Die Spieler setzen reihum ihr Arbeiter auf verschiedene Gebäude an der Straße um so Ressourcen für den Bau des Schlosses zu erhalten. Die Aktionen werden dem Straßenverlauf folgend streng nacheinander abgearbeitet. Allerdings nur bis zur Position des Vogtes. Alle Aktionen dahinter verfallen ersatzlos. Die Position des Vogtes kann von allen Spielern beeinflusst werden. Dieses Element kommt allerdings nur bei ungerader Spielerzahl so richtig zum tragen, da sich die Interessen sonst oft einfach gegenseitig aufheben.

Durch die klare Struktur und Gestaltung hat das Spiel einen hohen Aufforderungscharakter. Alle mechanischen Rädchen greifen hier gut ineinander und man kommt nicht auf die Idee, dass das Spiel schon 15 jahre auf dem Buckel hat. Ein großer Kritikpunkt aber ist, dass das Spiel in allen meinen Partien bisher als 2-3 Runden zu lang empfunden wurde. Statt der variablen Rundenzahl beim Vorgänger, setzt Caylus 1303 nun auf eine feste Zahl von 9 Runden. Die Entwicklung ist aber vor allem bei größeren Spielerzahlen spätestens in der 7. Runde abgeschlossen, danach arbeitet man nur noch ab. Das trübt die Freude über eine ansonsten sehr gelungene Neuauflage leider ein wenig.

Caylus 1303

 William Attia  2-5 Spieler
 Andrew Bosley  ab 12 Jahren
 HUCH!  60-90 Min.

Res Arcana: Lux et Tenebrae

Res Arcana ist ein kartenbasiertes Spiel, dass davon lebt, dass man die Karten kennt. Erst wenn man nach 2-3 Partien auch das optionale Drafting-System nutzt kommt das Spiel zu seiner vollen Entfaltung. Dann macht es allerdings großen Spaß mit einem Deck aus nur 8 Karten den schnellsten Weg zum Ziel von 10 Siegpunkten zu ergründen.

Nun ist mit Lux et Tenebrae die erste Erweiterung für Res Arcana erschienen. Auch wenn die Erweiterung mit Schriftrollen und der neuen Kartenart “Dämon” neue Elemente ins Spiel bringt, ist sie im Großen und Ganzen eine klassische “more of the same”-Erweiterung. Das Spielgefühl wird jedenfalls kaum verändert. Die Erweiterung richtet sich klar an Spieler, die das Grundspiel schon sehr häufig gespielt haben und nun mehr Abwechslung haben und neue Stragien ausprobieren wollen. Den Einstieg in das Spiel erleichtert die Erweiterung in jedem Fall nicht, da es durch die größere Kartenmenge schneller passieren kann sich zu Spielbeginn ein weniger gut funktionierendes Deck zusammen zu draften.

Insgesamt finde ich macht Lux et Tenebrae das Spiel nicht unbedingt besser. Einige Strategien mit den neuen Karten habe ich als etwas zu stark empfunden. Dennoch bleibt Res Arcana ein tolles Spiel – ob mit oder ohne Erweiterung.

Res Arcana: Lux et Tenebrae

 Tom Lehmann  2-5 Spieler
 Julien Delval  ab 12 Jahren
 Sand Castle Games  20-60 Min.

Tekhenu: Der Sonnenobelisk

Der Spielplan von Tekhenu: Der Sonnenbelisk ist auf den ersten Blick sehr unübersichtlich. Die Symbolsprache jedenfalls ist – wie beim Vorgänger Trismegistus – nicht sehr intuitiv. Auch die Spielregel ist nicht so klar strukturiert wie man sich das wünschen würde. Und die unterschiedlichen Spielphasen, die manchmal mittendrin von anderen Phasen unterbrochen werden, die wiederum von weiteren Phasen unterbrochen werden, sind erstmal reichlich verwirrend. Alles in allem muss man definitiv ein Expertenspieler sein um den Einstieg in Tekhenu einigermaßen hinzubekommen.

Wenn man den Einstieg und die erste Lernpartie aber mal geschafft hat, eröffnet sich einem ein klug verzahntes Spiel bei dem man seine wenigen Aktionen effektiv nutzen muss. Es gibt einige sehr unterschiedliche Strategien die man ausprobieren kann, bei denen man aber auch immer auf die passenden Würfel angewiesen ist. Denn im Kern ist Tekhenu ein Würfel-Auswahl-Spiel. Jeder Würfel ist dabei zusätzlich zu den unterschiedlichen Augenzahlen und Farben noch entweder “rein”, “verdorben” oder “verboten”. Je nachdem wieviel Schatten der Obelisk gerade auf den Ablageort des Würfels wirft. Eine geschickte Vorausplanung ist ein Schlüssel zum Sieg. Noch wichtiger ist es allerdings den anderen Spielern nicht die Würfel zu überlassen die sie am dringensten brauchen.

In meinen bisherigen Partien kam mir das destruktive Element vielleicht ein bisschen zu wichtig vor. Es macht aber dennoch Spaß das Spiel und die vielen Möglichkeiten nach und nach zu entdecken.

Tekhenu: Der Sonnenobelisk

 Daniele Tascini & David Turczi  1-4 Spieler
 mehrere  ab 14 Jahren
 Giant Roc  60-120 Min.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*