[brettspielschau] Vielspieler-Weltreise

Die heutige brettspielschau ist etwas für reiselustige Vielspieler. Wir begeben uns auf Weltreise. Gestartet wird die Reise in der deutsch-dänischen Grenzregion rund um Vejen, dann besuchen wir die Ruinen von Teotihuacán im mexikanischen Hochland, begeben uns nach Französisch-Polynesien auf die Insel Raiatea und verlassen dann sogar unseren Planeten um dem fernen und lebensfeindlichen Planeten Magnastorm einen Besuch abzustatten.

Der neue Verlag spielefaible hat mit Vejen sein erstes Spiel herausgebracht. Die Spieler versuchen durch Handel im mittelalterlichen Grenzgebiet zwischen Deustschland und Dänemark möglichst reich zu werden. Dazu kaufen sie Waren, verladen sie auf ihre Ochsenkarren und verkaufen sie in anderen Städten. Einserseits versucht man dabei die ständig schwankenden Kurse des deutschen Talers und der dänischen Krone möglichst gut auszunutzen, andererseits die Waren möglichst weit zu transportieren. Denn je weiter weg von der Heimat man die Waren verkauft, desto mehr Geld gibt es. Nebenbei versuchen wir unseren Ochsenkarren auszubauen um mehr Waren schneller transportieren zu können oder bauen weitere Gebäude die uns andere Vorteile bringen. Dazu gibt es noch relativ thematische Ereigniskarten und relativ unthematische Bonuskarten für die Spieler.

Der Grundmechanismus von Vejen gefällt mir richtig gut. Das ständige Dilemma wie weit man mit seinen geladenen Waren noch reist bis man sie verkauft sorgt für viele spannende Entscheidungen. Als Spieler optimiert man ständig und versucht sich auf Ereignisse und Züge der Gegner möglichst gut einzustellen. Leider gibt es jedoch auch einige Schwächen die das Spielerlebnis trüben. Allen voran ist das die Spielregel, die einen doch mit einigen Fragezeichen zurück lässt. Dazu kommen die Bonus-Karten, die z.T. extrem unterschiedlich stark sind – besonders wenn man durch ein Ereignis eine davon zu Spielbeginn bekommt. Besonders stört mich aber, dass das Spiel bisher in allen meinen Partien von allen Spielern immer als zu lang empfunden wurde. Nach 8-9 (von 12) Spielrunden ist man eigentlich gefühlt fertig mit dem Spiel und führt dann nur noch immer die selben Züge aus. Ohne diese Schwächen hätte das Spiel das Potential zu einem Dauerbrenner, so ist es leider nur Mittelmaß. Schade!


In Teotihuacán – Die Stadt der Götter bauen bis zu 4 Adelsfamilien an der gleichnamigen Stadt in Mexiko, die für ihre Pyramiden berühmt ist. Jeder Spieler übernimmt eine der Familien, die einzelnen Familienmitglieder werden durch Würfel repräsentiert. Die Augenzahl gibt dabei das “Alter” an. Je öfter wir die Würfel vorher genutzt haben desto mächtiger werden die damit ausgeführten Aktionen. Außerdem werden Aktionen mit mehr Würfeln auf dem selben Feld effektiver, allerdings müssen wir für jeden Würfel der bereits vor Ort ist (eigene und gegnerische) auch zahlen. Wird ein Würfel auf die 6 gedreht, stirbt er. Das ist zwar einerseits schlecht, bringt uns aber andererseits auch starke Bonusaktionen und Schritte auf der wichtigen Straße der Toten.

Die Aktionen selbst bieten dabei wenig Neues. Ressourcen sammeln und für bestimmte Bauwerke wieder ausgeben. Der Reiz des Spiels besteht darin diese möglichst effektiv zu kombinieren, die Würfel zu den richtigen Zeitpunkten sterben zu lassen und die freigeschalteten Aktions-Boni möglichst gut auszunutzen. Überflüssig finde ich das Symbol-Puzzle auf den Steinen zum Bau der Pyramide. Das erhöht die Denkzeiten extrem und am Ende ändert sich die erreicht Punktzahl der Aktion kaum. Ansonten gefällt mir das Spiel und insbesondere der Grundmechanismus ziemlich gut.

Genau eine Aktion wählt jeder Spieler pro Aktionsrunden in Raiatea von Quined Games. Je nach Spielerzahl gibt es 4-6 dieser Runden, dazu kommen 3 Festrunden. Ausführen darf die gewählte Aktion dann allerdings jeder Spieler, der aktive Spieler bekommt nur einen Bonus. Mit diesen Aktionen können wir z.B. auf einer der beiden Leisten – die u.a. für die Festrunden wichtig sind – voran kommen, uns Ressourcen besorgen oder an neue Karten kommen. Diese Karten sind etweder Waren, Masken die wir für die Wertung sammeln oder Helfer, die bestimmte Aktionen für uns verbessern und einmalige Sondereffekte haben.

Besonders spannend wird es dann in den Festrunden. Hier können wir Ritualkarten bekommen und vor allem ausspielen. Die Rituale haben dabei sehr unterschiedliche Effekte, z.B. mehr Ressourcen, Einfluss darauf welche weiteren Rituale überhaupt noch abgehandelt werden oder auch Siegpunkte. Die Rituale und eine selbst bestimmte Menge Mana gibt jeder Spieler verdeckt in den Beutel. Anschließend werden die Rituale aufsteigend nach ihren Manakosten sortiert und der Reihe nach abgehandelt. Das Spielen der starken, aber teuren Rituale ist also immer mit dem Risiko verbunden, dass sie nicht mehr “bezahlt” werden können. Am Ende jeder Runde können noch reihum Aufträge erfüllt werden, die 1-3 Siegpunkte bringen. Nach der dritten Festrunde endet schließlich das Spiel. Insgesamt ist Raiatea ein sehr ungewöhnliches Spiel, dass man als Vielspieler daher unbedingt mal ausprobieren sollte. Ganz überzeugen konnte es mich aber leider nicht, da oft eher die Spielerreihenfolge als die Strategie darüber entscheidet welche Aktion man wählt.

In Magnastorm von Feuerland-Spiele versuchen 1-4 Spieler die Bodenschätze des gleichnamigen Planeten abzubauen. Jeder Spieler repräsentiert dabei einen Machtblock auf der Erde. Kern des Spiels ist ein cleverer Aktionsmarker-Mechanismus. Reihum nehmen die Spieler jeweils einen Aktionsstein von dem einen (oberen) Tabelau und setzen ihn auf dem anderen (unteren) Tabelau ein um damit ihr Aktion zu wählen. Dadurch sinken gleichzeitig auf dem oberen Tabelau die Kosten für diverse Commander, die einem starke Vorteile und Siegpunkte bringen. Es gilt den richtigen Moment zu finden, wann man sich einen der Commander nimmt. Nach jeder Runde werden die Positionen der beiden Tableaus vertauscht.

Mit den Aktionen selbst besorgen wir uns Rohstoffe, bewegen uns auf dem Spielplan und setzen an unserer aktuellen Position Rohstoffabbaumaschinen ein. Das Spiel endet sobald ein Spieler eine bestimmte Siegpunktzahl erreicht, spätestens jedoch nach 4 Runden. Mir hat der Aktionsauswahl-Mechanismus sehr gut gefallen. Was wir mit unseren Aktionen machen ist allerdings nichts Neues und gewohnte Euro-Kost. Insgesamt finde ich das Spiel aber gelungen.

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