Essen 2018 Tag 2, 3 und 4

Die Spiel 2018 ist vorbei. Welche Spiele habe ich noch getestet? Welche haben mir gefallen? Welche nicht? Mein Bericht von den Tagen 2, 3 und 4 verrät es.

Am Freitag hatte ich auf der Messe keine Zeit selbst zu spielen. Am Abend nach der Messe konnte ich aber noch Gugong vom belgischen Verlag Game Brewer spielen. Nach meiner Partie auf der Berlin Con war dies meine zweite und Gugong hat mir auch diesmal wieder gefallen. Der Kern-Mechanismus ist ein Tausch-Mechanismus, bei dem man den Beamten auf den verschiedenen Aktionsfeldern teurere Gegenstände geben muss, als sie aktuell besitzen. Das wirkt erfrischend neu und stellt einen vor die ein oder andere spannende Herausforderung.

Dementsprechend…
Mein Highlight des Tages: Gugong
Meine Überraschung des Tages:

Der Samstag begann mit einer Partie Manitoba von dlp games. Im Spiel geht es im Wesentlichen darum verschiedene Ressourcen anzuhäufen und im richtigen Moment zu werten. Oft wird man jedoch schon viel zu früh zu einer Wertung gezwungen. Das Spiel hat mir zwar gefallen, mich aber am Ende auch nicht restlos überzeugt. Viel Neues kann das Spiel jedenfalls auf den ersten Blick nicht bieten.

Orbis ist das neue Familienspiel der Space Cowboys. Hier spielen wir Götter die ihre eigenen Welt aus 15 Landschafts-Plättchen erschaffen. In jeder Runde nehmen wir ein Plättchen aus der zentralen Auslage, müssen verschiedene Rohstoffe auf die umliegenden Plättchen legen und für unser Plättchen ggf. Rohstoffe bezahlen. Das Spiel besticht durch sehr viel indirekte Interaktion zwischen den Spielern. Auch der Glücksfaktor ist für ein Familienspiel nicht zu hoch. An Splendor reicht Orbis vielleicht nicht ganz heran, hat mir und auch meinen Mitspielern aber insgesamt gut gefallen.

Weiter ging es mit kleinen Spielen. Ringo von steffen spiele ist ein taktisches Spiel für, bei dem man 4 seiner Steine in eine Reihe auf dem Tisch bringen muss. Dazu zieht man mit seinen Ringen auf dem Tisch und legt so fest an welche Positionen im nächsten Zug ggf. die Steine eingesetzt werden können. Mir hat das Spiel richtig gut gefallen, sicherlich auch wegen dem tollen Material – die Ringe sind tatsächlich aus Metall – und vielleicht auch weil es an 4-gewinnt erinnert, dass ich in meiner Kindheit sehr oft gespielt habe.

Matterhorn von Helvetiq macht auf den ersten Blick einiges her. Zudem ist es von Leo Colovini, der mit seinen Spielen schon mehrfach für das Spiel des Jahres nominiert war und zuletzt 2016 den Deutschen Kinderspielpreis gewann. Gute Vorraussetzungen also für ein gutes Spiel. Leider ist Matterhorn für mich aber ein Reinfall gewesen. Im Prinzip trifft man in dem Würfelspiel selbst überhaupt keine wirklichen Entscheidungen, sondern ist voll und ganz dem Würfelglück ausgesetzt.

Wesentlich besser hat mir da schon Team up! gefallen. Ein kooperatives Stapelspiel, bei dem die Spieler versuchen die von den Karten vorgegebenen Holzteile möglichst geschickt auf eine Mini-Europalette zu stapeln. Besonders das tolle Holz-Material fällt einem sofort ins Auge. Insgesamt sticht das Spiel aus der Masse der Stapelspiele allerdings nicht so sehr hervor, dass man es unbedingt nochmal spielen muss.

Kosmos hat mit Tribes: Aufbruch der Menschheit von Rustan Hakansson – dem Autoren von Nations – ein spannendes Zivilisationsspiel im Sortiment. Im Kern versuchen wir uns auf unserem eigenen Stück Land auszubreiten und durch Nachwuchs, den wir durch eine bestimmte Aktion bekommen können, immer mehr Rohstoffelder zu besetzen um an diese Rohstoffe zu kommen. Die Aktionen wählen wir über eine Aktionskette, bei der die Aktionen im Kreislauf mal güsntiger und mal teurer zu wählen sind. Leider hat mich das Spiel insgesamt eher gelangweilt. Das Anhäufen der Rohstoffe bietet eigentlich nichts neues und zudem fühlt man sich in einigen Phases des Spiels mehr vom Spiel gespielt als andersrum. Am Ende bleiben nur die Illustrationen, die überdurchschnittlich sind.

Zum Abschluss des Messetages ging es noch zu Jumbo. Die hatten mit How to Rob a Bank ein Bankraubspiel im Line-Up. Ein Thema, dass mich immer neugierig macht. Diesmal wurde ich allerdings enttäuscht. How to Rob a Bank ist ein ziemlich uninspiriertes Programmierspiel, in dem nie wirklich Spannung aufkam. Einstimmig wurde von der Runde beschlossen das Spiel nach wenigen Minuten abzubrechen. Etwas besser war dann Okavango von den Altmeistern Wolfgang Kramer und Michael Kiesling. Im Spiel versucht man möglichst geschickt gleichartige oder verschiedene Tiere zu sammeln um als erster 50 Punkte zu erreichen. Zum Tauschen stehen verschiedene Bereiche zur Verfügung in denen man jeweils das ausliegende Ergebnis übertreffen muss um an die Plättchen zu gelangen. Okavango ist durchaus ein interessantes Familienspiel, aber weit entfernt von den Top-Titeln der beiden Autoren. Dazu fehlt dem Spiel einfach die Innovation oder der geniale Kniff eines Azul.

Mein Highlight des Tages: Ringo
Meine Überraschung des Tages: Team up!

Der Sonntag bekann mit Zwischen zwei Schlössern von Feuerland. Das Spiel ist ein Mash-up aus Between to cities und Die Schlösser des König Ludwig. Jeder Spieler baut an zwei Schlössern, von denen er sich jeweils eins mit seinem linken und rechten Nachbarn teilt. Das schlechtere der beiden Schlösser geht am Ende für den Spieler in die Wertung ein. In jedes Schloss baut man pro Runde einen weiteren Raum. Diese bringen Punkte für angrenzende andere Räume eines bestimmten Typs oder den Wandschmuck in den verschiedenen Räumen. Das puzzeln mit den Plättchen ist nichts wirklich Neues, funktioniert aber einwandfrei. Spannend ist aber vorallem der Wertungsmechanismus. Mir hat Zwischen zwei Schlössern gut gefallen und vorallem in größeren Runden mit 5-7 Spielern habe ich Lust es noch öfter zu spielen.

Courier von Hoot Games war auf Twitter ein kleiner Geheimtipp, daher wollte ich es auch mal ausprobieren. Das Spiel kann man am besten als eine Mischung aus Tic Tac Toe und Das verrückte Labyrinth beschreiben. Von 1o Plättchen liegen 9 in einem 3 mal 3 Raster aus, auf das letzte setzen wir unseren Stein ein und schieben es in das Raster. So versuchen wir nach und nach 3 unserer Steine in eine Reihe zu bekommen. Leider hat das Spiel nicht wirklich funktioniert. Sowohl im Spiel zu zweit, als auch zu dritt konnte man das Ziel im Prinzip nur erreichen, wenn der Gegner absichtlich nicht den optimalen Zug macht. Courier kann ich insgesamt nicht weiter empfehlen.

Tudor ist das neue Strategiespiel von Corax Games. Wir sind am Hofe Heinrich des VIII und versuchen möglichst geschickt in verschiedenen Pfaden aufzusteigen um an Ämter und somit Siegelringe zu kommen. Dafür setzen wir unsere Gefolgsleute in 3 verschiedenen Räumen ein um mit Hilfe von Karten und unseren Ringen Schritte auf den Leisten zu machen. Insbesondere besticht das Spiel durch große Variabilität, denn wofür wir überhaupt Punkte bekommen legen nur 2 Karten fest, die in jedem Spiel zufällig aus einem Stapel gezogen werden. Mir gefällt das Spiel gut, besonders bin ich aber darauf gespannt wie abwechslungsreich folgende Partien sind.

Götterdämmerung von Amigo ist ein neues Social Deduction Spiel für 7 bis 15 Spieler. Jeder Spieler übernimmt die Rolle eines Gottes der nordischen Mythologie und jeder dieser Götter hat eine spezielle Fähigkeit die er Runde für Runde einsetzen kann. Zufällig werden einiger der Spieler verdeckt zu Verschwörern, die anderen zu Beschützern Asgards. Jedes der beiden Teams versucht alle Mitglieder des jeweils anderen in die Unterwelt zu befördern. Mir hat das Spiel richtig gut gefallen und war mit das spannendste Spiele dieser Kategorie die ich bisher gespielt habe. Besonders gut ist, dass niemand ausscheidet und auch aus der Unterwelt noch agieren kann. Am Ende war es jedenfalls eine extrem knappe und spannende Entscheidung. Genau so muss es sein.

Zum Abschluss der Messe probierte ich noch Crown of Emara das neue Kennerspiel von Pegasus aus. Jeder Spieler hat hier 9 Aktionskarten, die er in 6 Runden zweimal komplett durchspielt. Durch die Aktionen bewegen wir unsere Worker auf zwei verschiedenen Spielplänen, erwirtschaften Rohstoffe auf dem Land und versuchen diese möglichst geschickt in der Stadt einzusetzen um am Ende die meisten Siegpunkte und Häuser zu haben. Die Mechanismen sind spannend verzahnt und erfordern immer wieder gute Planung um ans Ziel zu kommen. Ich war auf jeden Fall sehr positiv überrascht und will das Spiel unbedingt wieder spielen.

Mein Highlight des Tages: Götterdämmerung (knapp vor Zwischen zwei Schlössern)
Meine Überraschung des Tages: Crown of Emara