[Review Nr. 12] – Burgle Bros.

In meiner Kindheit sass ich immer gebannt vorm Fernseher, wenn die Olsenbande aus Dänemark über den Bildschirm flimmerte. Egons “todsichere Pläne” und das Bild der sympathischen Verbrecher haben mich immer fasziniert. Das war auch noch später z.B. bei der Bande um Danny Ocean so. Dementsprechend hat mich Burgle Bros. thematisch da abgeholt wo ich mich wohlfühle: die Spieler müssen hier kooperativ eine Bank mit 2-3 Tresoren überfallen. Jeder steuert dabei einen von insgesamt 9 verschiedenen Charakteren mit zum Teil skurrilen Spezialfähigkeiten.

Neben dem Thema, haben auch die Grafik, inklusive der ansprechenden Verpackung, sowie die witzigen Charaktere dafür gesorgt, dass ich bei Burgle Bros. zum ersten mal bei einem Crowdfunding-Projekt mitgemacht habe. Nach der erfolgreichen Finanzierung geriet das Spiel bei mir nie in Vergessenheit und mit der Zeit stieg natürlich die Vorfreude. Als ich das Spiel dann endlich in den Händen hielt und ausprobieren konnte, war die Erwartungshaltung dementsprechend groß.

Und was soll ich sagen? Ich wurde nicht enttäuscht. Gerade das entdecken der unterschiedlichsten Räume und Spezialfähigkeiten der Charaktere, aber vorallem der Ereignis-, Beute- und Gegenstandskarten macht in den ersten Partien unglaublichen Spaß. Bei vielen Karten spürt man förmlich das Augenzwinkern des Autors als er diese Karte entwickelt hat. Auch thematisch passt ein Großteil der Karten wirklich gut zu den Aktionen. So löst man z.B. keine Laseralarme mehr aus, wenn man den wertvollen Spiegel aus einem der geknackten Tresore mitgenommen hat, oder kann eine gesamte Bewegung eines Wachmanns überspringen in dem man ihn mit Donuts ablenkt.

Apropos Wachmänner. Obwohl es nur einen Wachmann pro Stockwerk gibt, taucht dieser meist zu den unglücklisten Zeiten am falschen Ort auf und wird so schnell zur nervigen Herausforderung. Nachdem ich meine erste Solo-Partie – offensichtlich mit reichlich Glück – relativ problemlos gewonnen hatte, hab ich das Spiel schon als zu leicht abgetan. Wie ich mich doch getäuscht habe. Schon bei einem zweiten, spätestens aber beim dritten Spieler wird das Spiel richtig schwer. Die Wachmänner bewegen sich plötzlich viel öfter. Die schnelle Möglichkeit das Stockwerk zu wechseln wird plötzlich immer wichtiger. Die drei Tarnungsmarker (=Lebenspunkte) die man zu Spielbeginn hat kamen mir plötzlich lächerlich wenig vor.

Zweifellos spielt das Glück – vorallem durch die Verteilung der Räume und die Bewegung der Wachmänner – eine relativ große Rolle. Stören tut mich das aber überhaupt nicht. Im Gegenteil, es macht einen großen Teil des Wiederspielreizes aus. Obwohl man häufig scheitern wird, hat man aber nur selten das Gefühl, dass es reines Pech war. Eigentlich fällt einem immer etwas ein, dass man hätte besser machen können. Wenn dann die nächste Wachmannkarte aber ausgerechnet die eine ist, die nicht kommen darf, wird Fortuna aber natürlich trotzdem mit einem lauten Aufschrei verflucht.

Leider gibt es immer wieder – wenn auch meist bei Kleinigkeiten – einige Fragen, die in der Regel nicht aufgeklärt werden und so den Spielspaß ein wenig trüben. Wie in den meisten kooperativen Spielen hat man sich aber in der Regel schnell auf eine Regelauslegung festgelegt.  Auch das bekannte Problem eines Alpha-Leaders löst das Spiel letztendlich nicht, auch hier sind die Spiele – wie in so vielen kooperativen Spielen – selbst aufgefordert.

Insgesamt überwiegen aber ganz klar die positiven Punkte. Das Spiel ist auch nach vielen Partien immer noch eine echte Herausforderung. Besonders die Tatsache, dass das Spiel mit jedem weiteren Spieler spürbar schwerer wird, gefällt mir richtig gut. Eine kleine Erweiterung mit ein paar weiteren Karten und vielleicht dem ein oder anderen Charakter würden dem Wiederspielreiz des Spiels dennoch gut tun. Ich bin mir aber sicher, dass an meinem Spieltisch – in Erinnerung an Egon von der Olsenbande – noch oft der Satz “Ich habe einen Plan” fallen wird. Aber auch, dass mindestens ein Wachmann den Plan zum scheitern bringt und die Flucht aufs Dach irgendwie verhindert.

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