Auch im Mai waren die Brettspiel-Möglichkeiten Pandemie-bedingt noch ziemlich eingeschränkt. Daher geht es in der brettspielschau diesmal auch vornehmlich um einfachere Spiele aus dem Familien-Bereich. Mit einer kleinen Änderung. Statt der Daumen gibt es hier nun auch eine Wertung wie bei meinen Rezensionen.
Der unvollendete Fall von Holmes
Ich habe die Kontaktsperre u.a. auch für ein älteres Escape-Spiel genutzt. Mit Der unvollendete Fall von Holmes hatte der Verlag iDventure 2017 sein Debüt. Und leider merkt man dem Fall auch einige Kinderkrankheiten an. Über Satzbau-Fehler, die das Lesen z.T. sehr erschwert haben, und die falsche Umrechnung von Winkelgrad, -minuten und -sekunden in Dezimalzahlen kann ich noch hinwegsehen. Das komplette Fehlen eines Rätsels in der zwingend erforderlichen App, die somit falsche Tipps anzeigt und zur Lösung relevante, nicht funtionierende Teile der App sind jedoch sehr ärgerlich.
Die Rätsel sind insgesamt ganz ok, wenn auch nicht immer logisch komplett nachvollziehbar. Die App weist jedoch so viele Fehler auf, dass ich während des Spiels mehr Frust als Spaß empfunden habe. Da konnte auch das gelungene Schlussrätsel das Spiel nicht mehr retten.
Das Deduktionsspiel Evidence richtet sich vor allem an Einsteiger und bietet Deduktion auf Familien-Niveau. Dabei versuchen die Spieler herauszufinden welches der 6 verdeckt liegenden Mysterien welchen Wert hat und müssen dazu nach und nach die geheimen Informationen aus der eigenen Hand für alle offenlegen. Jede bekannte Karte schließt einen möglichen Wert für das Mysterium aus. Letztendlich sammelt man dann Zeitungs-Artikel über die verschiedenen Mysterien für die es am Ende Punkte gibt. Dabei kann man schon ein bisschen taktieren und mit dem Nehmen der Zeitungsartikel warten bis mehr Informationen offen liegen. Nur zu lange Warten sollte man nicht, dann sind die Artikel weg.
Evidence
Bei Evidence ist man allerdings auch vom Kartenglück abhängig, denn manche Informationen sind – vor allem zu Spielbeginn – einfach wertvoller als andere. Insgesamt hatte ich mit dem Spiel – besonders in 2-Personen-Partien bei denen man durch eine Variante etwas mehr Einfluss hat – schon meinen Spaß. Leider fehlte in zu vielen Partien nach der Verteilung der Karten die Spannung. Zudem dauert der Spielaufbau für ein so kurzes Spiel eindeutig zu lange. Das Sortieren der Karten nimmt fast so viel Zeit in Anspruch wie das Spiel selbst. Hier hätte es vielleicht schon geholfen Pappmarker statt Karten für die Zeitungsartikel zu verwenden.
Fünf Gurken
Schon im Jahr 2013 ist Fünf Gurken erschienen. Dennoch kommt das “Stichspiel mit nur einer Farbe” immer mal wieder auf den Tisch. Das Spielziel ist dabei denkbar einfach: bloss nicht den letzten Stich der Runde gewinnen. Denn gewinnt man diesen muss man sich Gurken nehmen und wer als erstes mehr als 5 hat verliert die Partie. Daher will man natürlich immer eine möglichst niedrige Karte für den letzten Stich behalten. Kann man den aktuellen Stich aber nicht mit der aktuell höchsten Karte übernehmen, muss man seine niedrigste Karte abwerfen. Fünf Gurken macht mir als einfacher, schnell gespielter Absacker unverändert Spaß und ist auch 2020 immer noch zu empfehlen.
Jeder Spieler hat bei Letter Jam einen Buchstaben so vor sich stehen, dass nur die anderen Spieler ihn sehen können. Ziel ist es den eigenen Buchstaben zu erraten in dem die anderen Spieler ihn in ein Wort aus den verfügbaren Buchstaben einbauen. So versucht man nach und nach je nach Schwierigkeitsgrad 4 bis 7 Buchstaben heraus zu bekommen und aus diesen ein Wort zu bilden. Schaffen das alle Spieler, gewinnen sie gemeinsam. Das Erraten der Buchstaben und Ausdenken der Hinweis-Wörter ist dabei eine spannende Aufgabe. Mit der Zeit lernt man immer mehr worauf es bei guten Hinweisen ankommt. Im Idealfall haben mehrere Spieler durch diesen nur noch eine Option für ihren eigenen Buchstaben.
Letter Jam
Etwas störend empfinde ich jedoch den Verwaltungsaufwand in Spielen mit weniger als der maximalen Anzahl von 6 Spielern. Generell funktioniert Letter Jam mit größerer Spielerzahl deutlich besser. Ein Problem ist auch, dass durch das Spielprinzip relativ schnell offensichtlich werden kann wer der schwächste Spieler am Tisch ist. Denn jeder muss mindestens ein Hinweiswort geben und am Ende wollen natürlich auch alle ihre Buchstaben erraten. Dennoch hat mir Letter Jam in den meisten Partien gefallen und ich würde das Spiel immer mitspielen.
Perfect Match
Über das Einschätzsspiel Perfect Match habe ich schon in dieser brettspielschau berichtet. Und so richtig warm geworden bin ich mit dem Spiel auch in weiteren Partien nicht. Immer wieder spiele ich das Spiel gerne, weil ich das Grundprinzip brillant finde. Ich mag es darüber nachzudenken wie nutzlos ein T-Shirt-Falter auf einer Skala von Weltkrieg bis Kochtopf ist. Aber irgendwie bietet mir Perfect Match so ein Gefühl leider nur bei einem Bruchteil der Spielrunden. Meistens sind die Einordnungen dann doch recht langweilig und statt einer spannenden Diskussion wird der Schieberegler nur um Millimeter nach links und recht verschoben.
Dennoch weiß ich schon jetzt, dass ich Perfect Match noch die ein oder andere Chance geben werde. Einfach weil ich will, dass mir dieses Spiel gefällt. Ich hoffe meine Mitspieler sehen das genau so…