Mehr als ein Jahr lang haben tausende Brettspiel-Fans auf ihre (heilige) Messe gewartet. Heute ging die SPIEL 2017 endlich los. Schon vor dem offiziellen Einlass sammelten sich zahlreiche Spieler vor den Eingängen um möglichst als Erster beim persönlichen Top-Highlight zu sein. Mein erster Weg sollte eigentlich zum sehr raren Charterstone führen, da ich aber bereits vor der Messe gelesen hatte, dass es nur für Vorbesteller verfügbar ist, entschied ich mich stattdessen den direkten Weg in Halle 8 zu Pandasaurus anzutreten um mir dort mein Exemplar von Coaster Park zu sichern. Doch als ich dort ankam, kamen mir bereits die ersten langen Gesichter entgegen. Coaster Park war ebenfalls bereits ausverkauft, bzw. nur für Vorbesteller zur Abholung bereit. Und das sogar noch bevor das erste Demo-Exemplar ausgepöppelt war.
Leicht frustriert ging es nun zum ersten Probespiel: Clans of Caledonia von Karma Games. Durch das verkürzte Spiel konnte Clans of Caledonia dabei sicherlich noch nicht alles zeigen was es kann, der Ersteindruck war aber trotzdem durchweg positiv. Der Einstieg fiel deutlich leichter aus als erwartet, die zahllosen möglichen Strategien konnte man in der kurzen Zeit aber noch nicht annähern durchschauen. Die Phrase “easy to learn, hard to master” scheint hier wieder mal angebracht.
Festung aus der Fast Forward Reihe von 2F-Spiele hat mich dagegen am Anfang nicht restlos überzeugt. Der Ansatz ist aber durchaus interessant: die Spieler stehen vorm dem Kernproblem, dass sie möglichst lange Karten sammeln wollen um die Festungen damit erobern zu können. Da das Spiel aber ziemlich abrupt enden kann, will man auf der anderen Seite aber möglichst jeder Zeit die Festungen kontrollieren und muss dafür seine Karten einsetzen. Da ich auch bei Fabelsaft am Anfang nicht überzeugt war, das Spiel aber von Partie zu Partie besser fand, bin ich mir relativ sicher, dass mich auch Festung auf den zweiten Blick überzeugen wird. Daher habe ich auch nicht gezögert und gleich alle 3 Spiele der Serie eingepackt.
Mountains of Madness von Iello spielt zwar in einer Cthulhu-Welt ist aber alles andere als ein düsteres Spiel – zumindest vom Spielgefühl. An allen Tischen wurde ziemlich viel gelacht und das lag sicherlich vorallem an den Wahnsinns-Karten die die Spieler auf die irrsinnigsten Art und Weisen in der Kommunikation einschränken. Und Kommunikation ist das A und O in diesem kooperativen Spiel, denn in der entscheidenen Phase steht man unter extremem Zeitdruck. Das Spiel ist – zumindest in der Erstpartie – zwar kaum zu schaffen, macht aber dennoch unglaublichen Spaß. Das Spiel – das auf deutsch als Berge des Wahninns bei Huch! erscheint – konnte mich absolut überzeugen. Für ruhige Spieleabende bei denen man die Nachbarn nicht stören darf allerdings nur bedingt geeignet. In lauter Messe-Umgebung ultra-lustig.
Auch Rajas of the Ganges – die Nummer 1 meiner Top 50 Neuheiten – konnte ich bereits ausprobieren. Auch hier allerdings in einem stark verkürzten Spiel. Und auch hier konnte das Spiel die – zugegeben sehr hohen – Erwartungen noch nicht ganz erfüllen. Wie bei vielen Euro-Games entfaltet das Spiel seinen Glanz aber wohl auch erst wenn man in der zweiten oder dritten Partie anfängt seine Strategien zu entwickeln. Die große Innovation der gegenläufigen Siegpunkt- und Geld-Leisten ist aber definitiv spannend und es reizt mich sehr hier in kommenden Partien (die mit Sicherheit schnell folgen werden) hier einmal Extrem-Strategien auszuprobieren.
Am Donnerstag stand auch das Meet ‘n Play mit vielen Bloggern und Podcastern auf dem Programm. Die Veranstaltung – von Johannes vom Puerto-Patida-Podcast organisiert – war gut besucht und an allen Tischen (und z.T. sogar auf Stühlen als Unterlage) im Konferenzraum M wurde gespielt und gelacht. Ich selbst habe im Rahmen der Veranstaltung ein weiteres Spiel aus der Fast Forward Reihe ausprobiert. Flucht ist aber auf Grund der lauten Umgebung und gegen Ende des ersten Messetages nachlassenden Konzentration der Mitspieler zunächst mal gescheitert. Das Spiel verlangt definitiv nach einer ruhigeren, konzentrierteren Umgebung. Auch hier baue ich auf den zweiten Blick. Am Nebentisch kam das dritte Spiel der Reihe (Furcht) dagegen deutlich besser an. Danach wurde noch eine volle Partie Half-Pint Heroes gespielt. Und auch wenn einige meiner Mitspieler sich als Nicht-Stich-Spiel-Freunde vorstellten, kam das Spiel bei (fast) allen Mitspielern sehr gut an. Auch ich bin nach inzwischen immerhin 2 Partien immernoch davon überzeugt, dass das Spiel mal eines meiner meistgespielten wird. Definitiv ein Spiel, dass man auch mit Nicht- bzw. Wenig-Spielern spielen kann.
Vielen Dank an Johannes für die Organisation und auch an die Sponsoren die das Event erst möglich gemacht haben: Asmodee, Spielwiese, Merz Verlag und sipgate.
Hier noch ein paar Eindrücke von weiteren Spielen, die ich kurz ausprobiert habe:
Yogi: Fast schon eher Spielzeug als Spiel. Hier müssen Karten auf dem Kopf jongliert oder unters Kinn geklemmt werden. Defintiv eher ein Party-Spiel als etwas für den ruhigen Spieleabend. Durchaus lustig – ich vermute aber nur beim ersten Spiel.
Wibbell: Wörter bilden auf Zeit. Mit jedem gebildeten Wort ist für den jeweiligen Spieler ein Buchstabe mehr vorgegeben. Für Freunde von Halli Galli UND Scrabble genau der richtige Mix.
BONK: Der Klask-Nachfolger ist ein rasantes Kneipen-Spiel für 4 Spieler. Sehr turbulent, sehr laut, macht sehr viel Spass. Man braucht allerdings defintiv einiges an Übung.
Omiga: Der Begriff One MInute GAme stimmt nicht, mein Spiel hat über 2 Minuten gedauert. Definitiv ein sehr hektisches Spiel, aber die 1-2 Minuten sollte jeder der vor Ort ist mal investieren um das Spiel auszuprobieren. Macht definitiv Spaß und ist BONK vom Spielgefühl ähnlicher als man glauben mag.
Das war also der erste Tag in Essen. Es war wieder einmal sehr voll und gefühlt voller als im letzten Jahr. Überrascht hat mich wie schnell einige Spiele ausverkauft waren. Altiplano, Coaster Park und Charterstone sind wohl bereits komplett ausverkauft, bei Clans of Caledonia war die Tages-Ration auch sehr schnell weg.
Mein Highlight des Tages (gespielte Spiele): Berge des Wahnsinns.
Größte Überraschung: das F-Modul für First Class
Bleibt mir nur noch zum Abschluss ein Foto meines Donnerstag-Loots. Mit einigen Überraschungs-Zugaben auf der rechten Seite. Bis morgen!