Bericht aus Essen

Die Spiel ’16 lockte in diesem Jahr vom 13.-16. Oktober wieder viele Spieler aus aller Welt nach Essen. Die Messe brach mal wieder ihre eigenen Rekorde, die sie größtenteils erst im Vorjahr aufgestellt hatte. So viele Aussteller wie noch nie, die aus so vielen Ländern kamen wie noch nie, versuchten so viele Neuheiten wie noch nie auf so vielen Quadratmetern wie noch nie an so viele Besucher wie noch nie zu verkaufen. Wie? Noch nie?!

Ich selbst war – nach meinem ersten 1-Tages-Besuch im letzten Jahr – diesmal am Samstag und Sonntag vor Ort. Die Vorbereitung auf diese 2 Tage zog sich aber über Monate hin und wurde – wie bei wohl jedem gut vorbereiteten Essen-Gänger – in meiner persönlichen Essen-Liste zusammengefasst. Aus dieser Liste habe ich dann noch versucht meine persönlichen Top 20 Spiele herauszufiltern:

Auf diese Top 20 möchte ich jetzt mal etwas näher eingehen und euch berichten welche Spiele die Erwartungen bei mir erfüllen konnten und welche eben nicht. Danach kommen dann noch meine Einschätzungen zu ein paar Spielen, die ich nicht in der Top 20 hatte.

20 – Microworld: Microworld habe ich von der Messe mitgebracht und dann zuhause erstmals ausprobiert. Inzwischen habe ich ein paar Runden hinter mit. Es ist auf jeden Fall ein schnelles, taktisches 2-Personen-Spiel. Ein bis zwei schnelle Runden zum aufwärmen gehen hier glaube ich immer. Das Thema wirkt aber etwas aufgesetzt und man merkt es nur mit bestimmten optionalen Modulen ein wenig. Trotzdem ein schönes Spiel, kann ich jedem 2-Personen-Spieler weiterempfehlen.

19 – Mystic Vale: Ich mach es kurz – ich habe das Spiel in Essen leider nicht einmal zu Gesicht bekommen. Die Zeit, die Zeit… in Essen hat man einfach immer zu wenig davon! Wird hoffentlich bald nachgeholt…

18 – Fabelsaft: Ich habe Fabelsaft zwar kurz gesehen, aber für mehr war es bei 2F-Spiele einfach immer zu voll. Ist dann am Ende nicht in meinem Beutel gelandet. Das werde ich aber bald nachholen – alles was man so hört macht Lust auf mehr!

17 – Tempel des Schreckens: Dieses Spiel ist für mich DAS Schnäppchen auf der Messe gewesen. Für 5€ hat Schmidt Spiele dieses Spiel praktisch verschenkt. Wer das nicht mitgenommen hat: selbst Schuld! Inzwischen habe ich die ersten Partien mit 4 Spielern hinter mir. Das hat schon mal echt viel Spaß gemacht, aber mit mehr Spielern wird es glaube ich noch besser. Ich liebe diese Art von Spielen einfach. Jeder der gerne blufft und kommunikative Spiele mag, sollte sich das Spiel auf jeden Fall mal näher anschauen. Es handelt sich dabei übrigens um die deutsche Ausgabe von “Time Bomb” (Japon Brand) aus dem Jahr 2015, das dieses Jahr als “Time Bomb II” weiterentwickelt wurde, aber natürlich am Samstag schon restlos ausverkauft war.

16 – 4 Gods: Ja, ich habe tatsächlich auch Spiele aus meiner Top 20 auf der Messe gespielt. Das hier ist das erste. Das Spiel hat mir von Anfang an Spaß gemacht, ist sogar etwas weniger hektisch als ich befürchtet hatte. Im Prinzip handelt es sich hier um ein Echtzeit-Carcassonne und genau das habe ich erwartet – mein Budget hat aber nicht ausgereicht es auch zu kaufen 😉

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15 – Holmes: Sherlock & Mycroft: Auch dieses Spiel habe ich vor Ort ausprobiert und war leider enttäuscht. Optisch finde ich das Spiel wirklich ansprechend, das Thema hat mich extrem gereizt. Aber leider wirkt das Thema komplett aufgesetzt und das Spiel an sich ist eigentlich komplett abstrakt. Letztendlich geht es nur darum bestimmte Karten zu sammeln. Das habe ich aber leider schon oft genug gesehen. Solide – aber eben auch nicht mehr!

14 – Bios: Genesis: Dieses Spiel war definitiv ausverkauft. Das letzte Exemplar wurde mir direkt vor der Nase weggekauft. Schade! Dementsprechend habe ich mir das Ausstellungsexemplar dann auch nicht mehr näher angeguckt (Ihr wisst schon: die Zeit). Das Thema (die Spieler sind Aminosäuren in der Ursuppe der Welt) finde ich aber immer noch grandios und hoffe wirklich, dass das ein deutscher Verlag hierzulande heraus bringt.

13 – The Last Friday: Ich habe gehört, dass das letzte (last) Exemplar bereits am Freitag (friday) verkauft wurde (hehe). Jedenfalls war am Samstag nichts mehr da. Für die Regelerklärung am Demo-Exemplar war es leider auch immer zu voll. Dementsprechend kann ich zu diesem Spiel noch nichts sagen – außer, dass mir das Thema gefällt 😉

12 – Railroad Revolution: Das selbe Problem – ausverkauft! Außerdem wurde dem Spiel ein wenig der Rang von einem Spiel mit ähnlichem Anspruch und Thema abgelaufen – mehr dazu weiter unten.

11 – Great Western Trail: Es war irgendwie immer voll wenn ich da war. Und ich war nicht nur fünf Mal da! Es ist halt ein Alexander Pfister – da scheint Andrang momentan vorprogrammiert. Ersteindruck kommt hoffentlich demnächst…

10 – Hit’z’Road: Auf in die Top 10! Dieses Spiel hätte ich vor Ort wirklich gerne mal ausprobiert, leider waren die Spieltische immer belegt. Für einen Blindkauf war dann das Spiel zu teuer bzw. das Budget zu klein. Ich bin aber immer noch heiß es endlich auszuprobieren. Das Material und Thema sind einfach fantastisch. Ein Kind das in einer Zombie-Apokalypse überlebt hat, macht aus einem alten Travel-Spiel sein eigenes Zombie-Überlebens-Spiel. Brillante Idee! Ach ich könnte noch lange von diesem Spiel/Thema schwärmen…

09 – Katakomben & Kastelle: Ich hatte irgendwo gelesen, dass das Spiel in Essen fertig sein soll. Ich weiß leider nicht mehr wo und kann dem Verfasser diese Info nicht zukommen lassen. Falls derjenige das aber hier liest: Das Spiel war noch nicht fertig!

08 – Codenames Pictures: Ungesehen gekauft, genau wie Codenames im letzten Jahr. Letztes Jahr wurde jede Erwartung bei weitem übertroffen und Codenames zurecht zum Spiel des Jahres gewählt. Bei Codenames Pictures war das nicht anders. Erwartungen übertroffen! Codenames war grandios und wird es immer bleiben, die Bildkarten bringen aber tatsächlich noch mal was völlig anderes ins Spiel. Trotzdem: wer Codenames noch gar nicht kennt sollte mit dem Original anfangen. Man wird dann schon von ganz alleine nach mehr verlangen und sich auch noch Codenames Pictures zulegen.

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07 – Club der Erfinder: Hab ich vor Ort ausprobiert. Es hat mir durchaus gefallen, aber ob ich es wieder so weit oben einsortieren würde, bezweifele ich. Es ist aber definitiv ein schönes Spiel für die ganze Familie! Ich glaube nur, dass hier der Langzeit-Spielspaß zu kurz kommt.

06 – EXIT: Ich habe vor Ort tatsächlich nur das Demo-Spiel der Konkurrenz von HCM Kinzle ausprobieren können. Das fand ich zwar nicht ganz so spannend wie erwartet, trotzdem bin ich immer noch von Escape-Spielen für zu Hause überzeugt und habe “Das geheime Labor” aus der EXIT-Reihe mitgenommen. Sobald ich das gespielt habe wird es dafür sicherlich einen (spoiler-freien) Extra-Bericht geben. Aber man kann es ja leider nur ein Mal spielen, deswegen sollte man da nichts überstürzen bis man die richtige Gruppe wirklich mal beisammen hat 🙂

05 – Cottage Garden: Eines der gehyptesten Spiele auf der Messe. Lange Schlangen in einer der hinteren Hallen, die am Donnerstag angeblich bis in die Nachbarhalle gereicht haben. Ich hab tatsächlich auch noch ein Exemplar abbekommen und auch schon gespielt. Der Ersteindruck hält das was ich mir erhofft habe – ein tolles Familienspiel! Es kombiniert ein Tetris-ähnliches Puzzle mit einem richtigen Spiel. Für die Edition Spielwiese auf jeden Fall ein mehr als würdiger Erstling. Ich rechne fest damit, dass das Spiel 2017 auf der Liste für den roten Pöppel auftauchen wird.

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04 – Hoch die Becher: Ein Bluffing-Spiel, das wirklich super interessant klingt. “Hoch die Becher” wollte ich unbedingt auf der Messe ausprobieren und war dafür auch mehrfach am Heidelberger-Stand. Leider konnte man das Spiel dort nicht ausprobieren – oder ich habe das übersehen. Inzwischen habe ich mir aber sagen lassen, dass man die Spiele die Heidelberger in Deutschland heraus bringt auf der Messe am besten bei den ausländischen Original-Verlagen ausprobiert. Im nachhinein könnte ich mir in den A… beißen, dass ich nicht selbst daran gedacht habe mal bei Horrible Games vorbei zu schauen. Naja, lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe das Spiel nicht gespielt und dann auch nicht gekauft. Nachholbedarf!

03 – Colony: Das Spiel habe ich ebenfalls ausprobiert und war sofort begeistert. Jeder Spieler bekommt in seinem Zug normalerweise 3 Würfel, die er würfelt und die danach gedraftet werden. Mit bestimmten Würfelkombinationen kann man sich neue Karten “kaufen” durch die man dann mehr oder bessere Würfel bekommt. Dazu gibt es – wie bei Dominion – viele verschiedene Karten und man spielt immer nur mit einer Auswahl daraus. Hat allen am Tisch viel Spaß gemacht. Aus zwei Gründen hab ich es aber trotzdem nicht mitgenommen. Erstens empfand ich 50€ für das Spiel eindeutig zu teuer und zweitens gab es das Spiel nicht auf Deutsch. Vielleicht hätte ich trotzdem zuschlagen sollen, denn es steht noch gar nicht fest ob das Spiel auf deutsch kommt. Außerdem ist das Spielmaterial relativ sprachneutral. Hoffentlich bekomme ich noch mal die Chance mir Colony zuzulegen, vielleicht schlägt da ja noch ein deutscher Verlag zu.

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02 – Ice Cool: Bei “Ice Cool” war ich tatsächlich so begeistert, dass ich das Spiel schon vor der Messe gekauft und mehrfach gespielt habe. Wer Schnipp-Spiele mag wird “Ice Cool” lieben. Die Pinguine sind einfach überragend! Ich hatte schon unglaublich viel Spaß mit diesem Spiel und es kommt häufig auf den Tisch. Für eine mögliche Weltmeisterschaft muss ich aber noch ein bisschen trainieren 😉 Ich warte auf die ersten Trickshot-Videos auf YouTube!

01 – Captain Sonar: Ausverkauft und es war verdammt noch mal immer voll!!! Mehr brauche ich glaube ich im Zusammenhang mit meinem Platz 1 nicht zu sagen. Arrrrgggghhhh!

 

So das waren meine Top 20, aber natürlich habe ich auch viele Spiele gespielt und gesehen, die ich nicht in dieser Top 20 hatte – zum Teil sogar nicht mal in meiner Liste. Hier mal einige davon ganz kurz zusammengefasst:

Banana Bandits hatte ich garnicht auf dem Zettel, es hatte wirklich tolles Material (einen Pappturm in den man Affen reinhängen konnte) und sah auch sonst toll aus – nach einem Probespiel war ich aber nicht mehr so begeistert. Durchschnitt!

Insider von Oink Games ist toll. Eine Spielleiter kennt einen Begriff und die Mitspieler müssen sich diesem über Ja-Nein-Fragen in sehr knapper Zeit annähern. Einer der Mitspieler ist jedoch ein Insider und kennt den Begriff ebenfalls. Seine Aufgabe: Die Mitspieler auf die richtige Fährte führen und dabei unentdeckt bleiben. Tolles Kommunikations-Spiel.

In a Grove – ebenfalls von Oink Games – war dagegen eher ernüchternd. Letztendlich geht es darum aus drei Karten (in Meeple ähnlicher Form), von denen man nur zwei angucken darf, die höchste (oder in wenigen Ausnahmefällen die niedrigste) zu finden. Erschien allen in unserer Runde doch sehr einfach.

Futschikato von 2F-Spiele ist ein kleines Kartenspiel von Friedemann Friese. Hab ich auf meiner Liste gehabt, gekauft, inzwischen ein paar Mal gespielt und finde es macht Spaß. Das Layout von Harald Lieske ist fantastisch! Toll zum Aufwärmen oder als Absacker – nicht mehr, aber definitiv auch nicht weniger!

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Pirate Theory von Gamdow Games aus China ist ein Spiel in kleiner Auflage (100 Stück). Habe ich mir vor Ort erklären lassen und dann gekauft. Es ist mal wieder ein kommunikatives Spiel, in dem die Spieler Piraten verkörpern, die über die Aufteilung ihrer Beute verhandeln. Ich habe es noch nicht gespielt, aber sobald die ersten Runden gespielt sind gibt’s davon mit Sicherheit eine Review.

Nach der Messe würde meine Liste sicherlich ein wenig anders aussehen, ich mache mir aber nicht die Mühe jetzt eine neue Liste zu erstellen. Eine Frage möchte ich aber noch beantworten: Was war nun mein Messe-Highlight?

Das habe ich nämlich noch gar nicht erwähnt, denn es war nicht in meinen Top 20. Auf meiner Liste war es aber natürlich zu finden, auch wenn es vor der Messe nicht wirklich viele Informationen zu diesem Spiel gab. Damit haben die Spielekenner unter euch vielleicht schon einen Verdacht welcher Verlag das Spiel herausgebracht hat – natürlich Hans im Glück. Und das Spiel heißt….. *Trommelwirbel* ….. “First Class – Unterwegs im Orient Express”.

Es war auf jeden Fall ein Glücksfall genau in dem Moment bei Hans im Glück vorbei zu laufen als ein Tisch frei wurde, denn “First Class” war sehr gefragt auf der Messe und es war zu diesem Zeitpunkt wohl auch schon ausverkauft. Wir ließen uns natürlich nicht zweimal bitten und haben dann die wohl beste Regelerklärung bekommen, die ich auf der Messe bisher bekommen habe. Danke, Claudio! Und natürlich ist auch das Spiel einfach richtig gut. Das letzte Mal war ich bei “Auf den Spuren von Marco Polo” so schnell Feuer und Flamme für ein großes Euro-Game. Bei “First Class” war ich auch sofort restlos begeistert. Wir wussten allerdings schon bei Spielbeginn, dass wir das Spiel wohl nicht beenden können würden – die Kollegen von Cliquenabend hatten sich für Videoaufnahmen angekündigt. Das war zwar schade, da so die 3. und letzte Runde weggefallen ist, aber verhinderte – nach strategischen Katastrophen zu Spielbeginn – immerhin meine krachende Niederlage. Jetzt möchte ich es beim nächsten Mal natürlich besser machen und das möglichst schnell. “First Class – Unterwegs im Orient-Express” ist natürlich schon bestellt, ich warte aber noch auf das Paket 🙁

So das war meine kleiner (*hüstel*) Bericht aus Essen. Dieser ist sicherlich sehr auf meinen persönlichen Geschmack bezogen, aber um alles zu sehen (und somit auch darüber berichten zu können) was ich mir vorgenommen habe, hätte ich definitiv mehr als 2 Tage in Essen sein müssen. Natürlich haben mich auch die üblichen Verdächtigen, die auf vielen anderen Listen auftauchen, interessiert (Ein Fest für Odin, Die Kolonisten, Terraforming Mars, Das Orakel von Delphi, Scythe, usw.), aber für solche großen und teuren Spiele fehlen mir meist die Mitspieler. Daher lohnen die sich für mich nur in begrenzter Anzahl und waren daher nicht auf meiner Liste.

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