[brettspielschau] Herbstneuheiten Teil 1

Wie nach einer “normalen” SPIEL, stehen auch nach der SPIEL.digital die Herbstneuheiten im Fokus. Möglichst viele Spiele wollen möglichst schnell ausprobiert werden. Wegen pandemie-bedingter Einschränkungen fallen leider viele Spielerunden weg. Einige Spiele haben es aber trotzdem zumindest einmal auf den Tisch geschafft. Ich berichte von meinen Eindrücken zu den Neuheiten, die ich bereits spielen konnte. Im ersten von mehren alphabetisch sortierten Teilen geht es mit den Spielen von A-D los.


Alma Mater

Gleich beim ersten Spiel basiert mein bisheriger Eindruck auf nur einer Partie und ist daher mit Vorsicht zu genießen. Das Workerplacement-Spiel Alma Mater erinnert optisch stark an Coimbra von der identischen Autoren-Verlags-Kombination. Auch die Komplexität ist ähnlich. Ziel ist es am Ende die Universität mit dem meisten Prestige, also den meisten Siegpunkten, zu haben. Ein spannendes Element ist der Buchmarkt. Bücher in der eigenen Spielerfarbe besorgt man sich günstig, versucht sie zu Geld zu machen um so an Bücher der anderen Spielerfarben zu kommen. Mit diesen Büchern wiederum wirbt man Studenten und Professoren an oder steigt auf der Forschungsleiste auf. Als störend habe ich empfunden, dass ein Spieler mit einer starken Kombination aus Professoren praktisch das halbe Spiel über immer wieder das gleiche gemacht hat und damit am Ende sogar recht deutlich gewinnen konnte. Letztendlich hatte Alma Mater auch kein wirkliches Alleinstellungsmerkmal und wird es zwischen den zahlreichen anderen Neuheiten schwer haben noch öfter auf den Tisch zu kommen. Auch wenn weitere Partien durch eine große Varianz beim Spielaufbau sicher ganz anders verlaufen könnten.

Alma Mater

 V. Gigli, F. Brasini, A. Tinto, S. Luperto  2-4 Spieler
 Chris Quilliams  ab 12 Jahren
 eggertspiele  90-150 Min.

Anno 1800

Das Brettspiel Anno 1800 basiert auf dem gleichnamigen Videospiel. Jeder Spieler startet mit einer kleinen Zivilisation, bestehend aus einigen Bürgern und ersten Fabriken. Für jeden Bürger bekommt man eine Handkarte, die zu erfüllende Bedürfnisse des Bürgers darstellt. Nach und nach bauen die Spieler neue Fabriken, mit denen man neue Waren herstellen kann, bekommen neue oder hochwertigere Bürger und mit diesen wiederum neue Bedürfnisse, die erfüllt werden wollen. So entstehen nach und nach immer neue spannende Herausforderungen die man bewältigen muss. Zwei Elemente allerdings haben bisher in allen meinen Partien den Spielspaß etwas getrübt. Zum einen der Handel, bei dem man oft entscheiden muss welchem Mitspieler man einen kleinen Vorteil gibt ohne wirklich eine Entscheidungs-Grundlage zu haben. Zum anderen das sehr große Glückselement beim Ausbau des eigenen Spielertableaus. Das passt überhaupt nicht zum Spiel bei dem man sonst eher mittel- bis langfristig denkt. Es kann auf jeden Fall ziemlich frusttrierend sein, wenn man unbedingt eine bestimmte Warensorte auf den “Neue Welt”-Plättchen benötigt und diese trotz relativ großem Aufwand mehrfach nicht bekommt. Insgesamt hatte ich in meinen bisherigen 3 Partien so leider das Gefühl, dass Anno 1800 sein Potential mit wenigen Änderungen deutlich besser hätte ausschöpfen können.

Anno 1800

 Martin Wallace  2-4 Spieler
 Ubisoft / Fiore GmbH  ab 12 Jahren
 KOSMOS  120 Min.

Bonfire

Beim neuen Stefan Feld Spiel Bonfire gibt es Feld-typisch viele Möglichkeiten an Punkte zu kommen und viele Kleinigkeiten über die man nachdenken kann. Zum einen muss man die Aktionsstreifen möglichst geschickt auf das eigene Spielertableau puzzeln um so Aktionsplättchen zu generieren. Zum anderen muss man diese Plättchen dann einsetzen um auf den verschiedenen Inseln Aufträge der Hüterinnen des Lichts einzusammeln und schließlich mit deren Hilfe die namensgebenden Bonfire wieder zu entfachen. Synergien zwischen den Aufträgen zu erkennen und auszunutzen ist ein Kernelement. Das ständige Abwägen welchen Auftrag, den man sich vielleicht noch garnicht gesichert hat, man als nächstes erfüllen will ist schon spannend, aber auch nicht wirklich neu. Das neue Element – das Puzzeln der Aktionsstreifen – verkommt dabei fast ein bisschen zur Nebensache und kann das Spiel nicht wirklich tragen. Der Einfluss darauf welche Aktionsplättchen man wann im Spiel besitzt – und das kann entscheidend sein – ist jedenfalls oft nicht so groß, wie der Mechanismus verspricht. Auch wenn das Spiel aktuell noch regelmäßig auf dem Tisch landet, fehlt somit leider das i-Tüpfelchen um Bonfire längerfristig aus der Masse der guten Spiele hervorzuheben.

Bonfire

 Stefan Feld  1-4 Spieler
 Dennis Lohausen  ab 12 Jahren
 Hall Games  70-100 Min.

Castles of Tuscany

Wer die Burgen von Burgund kennt wird sich bei Castles of Tuscany schnell zurecht finden. Wie beim großen Bruder versuchen die Spieler eine Landschaft aus Hex-Feldern möglichst schnell und effektiv mit den passenden Plättchen zu füllen. Diesmal allerdings nicht durch das Wählen und Einsetzen von Würfeln, sondern durch das Sammeln von passenden Karten. Dabei gibt es wieder für jedes eingebaute Plättchen einen Bonus und das Spiel bezieht seinen Reiz daraus diese möglichst geschickt zu kombinieren. Im Vergleich ist Castles of Tuscany etwas zugänglicher, etwas glückslastiger und deutlich schneller gespielt. Den Sprung zum Familienspiel schafft es aber nicht und ordnet sich im unteren Kennerbereich ein. Das Spiel lässt für ein Spiel dieser Komplexität erstaunlich unterschiedliche Strategien zu. Ich freue mich schon darauf diese in weiteren Partien auszuprobieren.

Castles of Tuscany

 Stefan Feld  2-4 Spieler
 Antje & Claus Stephan  ab 10 Jahren
 alea  45-60 Min.

Der perfekte Moment

Der perfekte Moment ist in diesem Fall nicht nur Name des Spiels, sondern auch Programm. Es geht darum einen solchen perfekten Moment in einem Foto festzuhalten. Dafür stellt man die Personen-Aufsteller hinter dem eigenen Sichtschirm möglichst “perfekt” um den Papptisch auf. Wer das am besten gemacht hat und die meisten Wünsche der Gäste erfüllt, gewinnt. So ein Wunsch kann z.B. ein bestimmter Nachbar sein. Oder eine Person möchte das Gesicht einer anderen verdecken. Leider hatte ich in meiner bisher einzigen Partie das Gefühl, dass bei dieser tollen Grundidee das Spiel drumherum ein wenig vergessen wurde. Viel ist jedenfalls in den 6 Runden, in denen wir letzlich nur die Umschläge mit den Wünschen der Gäste auf verschiedenste Weise tauschen, jedenfalls nicht passiert. Jeder hat zunächst die Personen über die man anfangs Infos hatte aufgestellt und anschließend nur noch Kleinigkeiten geändert. Das Ermitteln der perfekten Kombination jedenfalls ist komplett untergegangen und es ging mehr oder weniger darum sich möglichst viele Wünsche zu merken. Danach folgte eine Auswertungsphase die deutlich länger als das eigentliche Spiel dauerte und am Ende war es uns dann schon fast egal wer gewinnt. Der perfekte Moment besitzt auf jeden Fall einen großen Aufforderungscharakter, lässt einen dann aber enttäuscht zurück.

Der perfekte Moment

 Anthony Nouveau  2-4 Spieler
 M. Wrzosek, S. Meding, G. Pozsgay, R. Libor  ab 10 Jahren
 Corax Games  45 Min.

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