SPIEL.digital – Tag 1

Seit der Absage der SPIEL ’20 im Frühjahr und der fast gleichzeitigen Ankündigung SPIEL.digital wurde die erste digitale Spielemesse mit Spannung erwartet. Eine echte Vorstellung davon hatten wohl die wenigsten. Heute wurden viele Fragen mit dem ersten Tag der SPIEL.digital beantwortet. Es gab viel zu erleben! Meine Eindrücke vom Auftakt der Messe gibt es hier.

Was macht die SPIEL eigentlich aus? Und was davon muss man auch digital umsetzen um das Erlebnis so nah wie möglich an die “echte” Messe heran zu bringen? Das waren die zentralen Fragen, die sich die Macher der SPIEL.digital stellten und auf die sie auch nochmal in der offiziellen Eröffnungszeremonie auf dem Youtube-Kanal der Messe eingingen. Parallel dazu wurden die digitalen “Hallentore” geöffnet und es passierte das was am Anfang eines jeden Messetages passiert. Der Ansturm muss erstmal bewältigt werden. Durch anfängliche technische Probleme waren die meisten Funktionen der Webseite zunächst nicht nutzbar. Doch das Problem wurde schnell behoben und die Webseite funktionierte danach einwandfrei.

Als Nutzer musste man sich dann zunächst mal einen Überblick über die Seite verschaffen. Nach und nach findet man dann aber gut zu den extrem vielfältigen Inhalten. Neben vorproduzierten Inhalten zu fast allen Spielen, wie z.B. Video-Regelerklärungen, findet man bei vielen Spielen auch Links zu virtuellen Spieletischen. Und dazu gibt es noch jede Menge Live-Inhalte wie Streams auf YouTube, Twitch oder das offizielle Messe-Radio vom Beeple-Netzwerk.

Ich begann meinen Messetag zunächst am digitalen Spieletisch. Da die Webseite der SPIEL.digital ja am Anfang noch nicht ganz funktionierte, war ich froh, dass der Nürnberger Spielkartenverlag schon am Vortag einen Link zu einer digitalen Solo-Version von Spukstaben verschickt hatte. Bei diesem kooperativen Spiel geht es darum möglichst viele der vorgegeben Buchstaben in einem Wort zu verbinden. Das ist macnhmal ziemlich herausfordernd. Vom ersten Eindruck her ein sehr gelungenes Wortspiel.

Spukstaben

Über die inzwischen funktionierende SPIEL.digital-Seite fand ich dann eine Erklärrunde des wohl meist gehypeten Spiels Die verlorenen Ruinen von Arnak. Wie bei den meisten Spielen fand hier die Erklärung über einen Discord-Voice-Chat statt, während der Spieletisch auf Tabletopia zu finden war. Da viele Mitspieler mit diesen Plattformen nicht so vertraut waren verlief einiges naturgemäß noch etwas holprig und die Spiele dauern alle tendentiell etwas länger als in der analogen Welt. Um Spiele anzuspielen und einen Eindruck davon zu bekommen finde ich die digitale Alternative allerdings ziemlich gut. Einen freien Tisch zu finden ist zudem wesentlich leichter als in Essen. Allerdings gibt es natürlich nicht bei allen Neuheiten die Möglichkeit einer digitalen Testrunde.

Mein Eindruck von Die verlorenen Ruinen von Arnak selbst war durchweg positiv. Die Spieler meiner Testrunde probierten alle ziemlich unterschieliche Strategien, die aber alle schon in der 2. von eigentlich 5 Runden recht viel Ertrag brachten. Die Kombination aus Deckbuilding, Ressourcen-Management und Workerplacement kenne ich so jedenfalls noch nicht. Ich bin nun sehr gespannt auf meine ersten vollständigen Partien am echten Tisch. Das Spiel soll Mitte November auf deutsch verfügbar sein. Die erste Auflage ist allerdings schon durch Vorbestellungen zu großen Teilen vergriffen.

Die verlorenen Ruinen von Arnak

Ein weiteres Spiel das ich am ersten Tag ausprobieren konnte war Paleo. Das kooperative Spiel ist recht ungewöhnlich für den Verlag Hans im Glück und hat auch deswegen ein etwas anderes Design und sogar ein eigenes Verlags-Logo bekommen. Die Spieler verkörpern hier Mitglieder eines Steinzeit-Stammes und versuchen gemeinsam genügend Nahrung zu sammeln und andere Ziele zu erreichen. Dazu wählt jeder Spieler zunächst eine von drei verdeckten Karten aus, bei denen die Rückseite einen Hinweis auf mögliche Aktionen gibt. Nach dem Aufdecken der Karten wird dann beratschlagt was mit diesen Karten gemacht wird. Ich hatte mit Paleo die selben Probleme wie mit vielen anderen kooperativen Spielen mit vollständig offener Information. Statt offener Diskussion wird meist der erste Vorschlag von allen akzeptiert. Gegen das typische Alpha-Spieler-Problem tut das Spiel jedenfalls nicht viel. Solche Spiele sind einfach nicht mein Lieblings-Genre. Meine Mitspieler hatten aber einen ganz guten Eindruck von dem Spiel.

Am Abend konnte ich noch das 2-Personen-Spiel Glasgow von Lookout testspielen. Von dem Spiel hatte ich zwar gehört, es befand sich aber wegen zuletzt eher enttäuschender 2er-Spiele von Lookout nicht wirlich auf meinem Zettel. Glasgow allerdings hat mir richtig Spaß gemacht. Der variable Aktions-Kreislauf bei dem immer der hintere Spieler dran ist – bekannt z.B. aus Glen More oder Patchwork – ist auch einfach ein toller Mechanismus. Das Spiel ist in 20-30 knackigen Minuten gespielt und ich glaube, dass es selten bei einer Partie bleiben wird, wenn man das Spiel in Zukunft analog auf den Tisch bringt.

Glasgow

Das letzte Spiel des Tages war für mich King of 12. Ein ungewöhnliches Stichspiel bei dem man mit seinen Karten den eigenen Würfelwert beeinflusst. Ein sehr kurzweiliges Spiel, das sicherlich seine Stärken online nicht ausspielen kann. Die Emotionen die das Spiel am echten Tisch auslösen wird konnte man sich aber schon online fast greifen. Hier erwarte ich am echten Tisch ein Feuerwerk aus Lachern und Flüchen.

King of 12

Neben der Zeit an virtuellen Spieltischen habe ich mir aber auch den ein oder anderen Stream angeschaut. Und hier war wirklich alles dabei. Vom offiziellen Messe-Stream aus dem professionellen Studio mit weit über 1000 Live-Zuschauern, bis hin zu zahlreichen Angeboten von einzelnen Verlagen mit Zuschauerzahlen im einstelligen Bereich, aber mit genau so viel Energie produziert. Besonders Highlights waren für mich z.B. ein charmantes Interview mit Peter Eggert von Deep Print Games auf dem Pegasus-Kanal und die “Neuheiten-Show Hintere Hallen” auf dem offiziellen Messe-Kanal. Hier wurden unzählige Spiele von kleineren, meist ausländischen Verlagen, kurz vorgestellt. So viele Spiele, die man überhaupt nicht auf dem Zettel hat, bekommt man in so kurzer Zeit sonst in Essen nicht zu Gesicht.

Quiz-Show Brettspiel-Duell

Der Abschluss des Tages war für mich dann ein Quiz im Familien-Duell-Stil mit Fragen zu Brettspielen. Dafür hatte Jury-Mitglied Stephan Kessler schon vor einigen Wochen einen Fragebogen über Twitter geteilt und stellte seinen Kandidaten nun immer die selbe Frage: 382 Leute habe ich gefragt, nennt ein/e…….

Ein toller Abschluss eines sehr gelungenen digitalen Messe-Tags. Nun wie in den letzten Jahren meine Highlights:

Highlight des Tages (Spiel)Die verlorenen Ruinen von Arnak (Czech Games Edition/HeidelBär Games)
Highlight des Tages (Sonstiges)Neuheiten Show “Hintere Hallen” (offizieller Messe-Stream)
Überraschung des TagesGlasgow (Lookout Spiele)

Zum Abschluss möchte ich noch zwei heiße News, die im Laufe des Tages in verschiedenen Streams verraten wurden, teilen. Zum einen arbeitet Deep Print Games an einem verlagsuntypischen Party-Spiel, dass laut Peter Eggert aber so gut ist, dass sie es machen mussten. Zum anderen arbeitet Hans im Glück an einem großen Projekt, dass auf Russian Railroads basiert. Genaueres wurde noch nicht verraten, aber spannend klingt das allemal.

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