[brettspielschau] Juni 2020

So langsam erlauben die Lockerungen des Corona-Lockdowns wieder etwas mehr spielerische Aktivitäten. Daher sind im brettspielschau-Rückblick auf den Juni auch wieder ein paar komplexere Spiele enthalten.


10 Minuten Killer

Das Spiel 10 Minuten Killer wird als schnelles Deduktions­spiel angepriesen[1]. Jeder Spieler bekommt dabei eine der 16 Spiel­figuren geheim als Killer, sowie 3 andere geheim als Ziel­personen zugeteilt. Ziel ist es seine Ziel­personen zu eliminieren ohne dabei entdeckt zu werden. Dabei darf jeder Spieler alle Figuren bewegen, mit seinem Killer alle Figuren in Reich­weite erschiessen oder mit den Polizisten beliebige Figuren verhaften. Je nachdem welche Rolle die erschossene Person einnimmt gibt es Plus- oder Minus­punkte, Verhaftungen haben nur eine Auswirkung wenn man dabei den Killer eines Mitspielers erwischt.

Die Bezeichnung Deduktions­spiel trägt das Spiel dabei für mich zu unrecht. Verdächtigt man eine Figur nur im Ansatz als gegnerischen Killer verhaftet man sie einfach. Schließlich hat man keine Konsequenzen bei Fehlern zu befürchten. Und wenn man dann mal wirklich einen Killer “ermitteln” will, geht es nicht um Deduktion, sondern aus­schließlich ums Merken. Wer hier versucht dem Spiel­ziel näher zu kommen und eine Ziel­person ausschaltet, wird zudem sofort selbst zur Ziel­person der Mitspieler. Im Prinzip gewinnt durch die krude Punkte­verteilung fast immer der Spieler, der seine Ziel­personen ignoriert und sich auf die gegnerischen Killer stürzt. In meinen Augen funktioniert das Spiel leider überhaupt nicht und erzeugt alles, nur keinen Spielspaß.

10 Minuten Killer

 Benoit Bannier  2-4 Spieler
 Pauline Detraz  ab 14 Jahren
 funbot  10 Min.

Bei den komplexen Würfelspielen von Schmidt Spiele ist der Name oft Programm. So auch bei Man muss auch gönnen können. Im eigenen Zug darf man nämlich nur etwas ankreuzen, wenn man eine Karte komplett erfüllen kann. Geht das nicht muss man nachwürfeln und die Mitspieler freuen sich, dass sie einen der nachgewürfelten Würfel beliebig nutzen können. Als aktiver Spieler kann man sich der Schadenfreude über einen schlechten Wurf sicher sein. Garantiert kommt dann von irgendwo am Tisch ein hämisches “man muss auch gönnen können”. So ist man oft lieber selbst in der passiven Rolle.

Man muss auch gönnen können

Nach und nach füllen wir so jedenfalls unsere Karten mit Kreuzen und Zahlen und schalten uns so verschiedenste Wertungen für das Spielende oder Möglichkeiten zur Würfel-Manipulation frei. Außerdem können wir mit 3 oder 4 gleichen Würfeln Karten nachkaufen und so unsere 3-mal-3-Auslage füllen.

Bei Man muss auch gönnen können ist man schon vom Würfelglück abgängig, trifft aber auch durchaus strategische Entscheidungen um diesem Glück Herr zu werden. Dem Ärger über einen eigenen schlechten Wurf folgt sowieso schnell die Schadenfreude über den schlechten Wurf des Mitspielers. Und Schadenfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude.

Man muss auch gönnen können

 Ulrich Blum & Jens Merkl  1-4 Spieler
 Leon Schiffer  ab 8 Jahren
 Schmidt Spiele  30 Min.

Steamo­polis

In Steamoplis brauchen wir möglichst viel Druck auf unseren Kesseln. Denn wenn der Dampf in unseren Kesseln steigt, können wir unsere Arbeiter auf stärkeren Aktionen einsetzen oder den Dampf durch unsere Maschinen leiten um Boni zu generieren. Im eigenen Zug steigern wir entweder den Druck, setzen einen Arbeiter ein oder holen alle Arbeiter zurück und führen erst dann die gewählten Aktionen aus. Die Aktionen nutzen wir um an Rohstoffe zu kommen, neue Maschinen zu erwerben oder Banner an unser Luftschiff zu hängen um damit Punkte zu machen.

Trotz der spannenden Grund­mechanik mit dem Druck, der festlegt wo wir unsere Arbeiter einsetzen können, bietet Steamopolis insgesamt doch leider wenig Neues. Zudem ist im Spiel kaum ein Spannungs­bogen zu finden. Ständig machen wir die gleichen Aktionen um letzt­endlich die gleichen Dinge zu kaufen. Und auch die Abwechslung zwischen den einzelnen Partien ist mir für ein Experten­spiel viel zu gering. Insgesamt ist Steamopolis ziemlich eintönig und lässt mich daher eher kalt.

Steamopolis

 Gerhard Hecht  2-4 Spieler
 Dennis Lohausen  ab 12 Jahren
 Corax Games  90 Min.

Jeder Mitspieler zeichnet in Trails of Tucana ein Wegenetz auf seinen eigenen Insel-Plan. Dazu werden nach und nach jeweils 2 Karten mit Land­schafts­­typen aufgedeckt und genau diese beiden Typen müssen dann irgendwo auf der Insel mit­einander verbunden werden. So versuchen wir ver­schiedene Symbole an die Küsten­­städte anzubinden und die Städte selbst miteinander zu verbinden. Wem das, je nach Seite des Zettels, nach zwei- bzw. drei­maligem Durch­­spielen des Landschafts-Stapels am besten gelungen ist, der gewinnt. Emotionen beim Aufdecken der Karten sind garantiert, denn oft wartet man auf eine bestimmte Kombination. So entsteht ein kurz­­weiliges Spiel, bei dem allerdings jeder Mitspieler relativ einsam vor sich hin spielt.

Trails of Tucana

Trails of Tucana

 Eilift Svensson & Kristian A. Ostby  1-8 Spieler
 Gjermund Bohne  ab 8 Jahren
 Pegasus Spiele  15-30 Min.

Wasser­kraft

Wasserkraft ist im Prinzip ein recht klassisches Worker­­placement-Spiel mit vergleichs­­weise einfachen Aktionen. Seine Komplexität bezieht das Spiel aus dem ver­schachtel­ten Wasser­netz auf dem Spielplan, bei dem man mit den eigenen Stau­dämmen und Rohr­­leitungen möglichst mehr Kontrolle über die knappe Ressource Wasser gewinnen will als die Gegner. Dann kann man mit den eigenen Kraft­werken in jeder der 5 Runden viel Energie produzieren und so an viele Sieg­punkte kommen. Durch dieses gemeinsame Wasser-Netz fühlt sich das Spiel sehr interaktiv an und ein gezielt platzierter Staudamm kann die Mitspieler gehörig ärgern.

Besonders spannend ist der Bau der Gebäude gelöst. Denn als “Ressourcen” benötigen wir hier Bagger und Beton­­mischer, die wir allerdings nicht ausgeben, sondern zunächst in unser Bau-Rad geben. Nachdem dieses eine volle Umdrehung gemacht hat stehen uns die ent­sprechenden Maschinen wieder zur Verfügung. Hier und an anderen Stellen wird das Thema Nach­­haltig­­keit auch Spiel-mechanisch gut umgesetzt. Insgesamt macht mir Wasserkraft trotz einiger Nachdenk-Phasen und insgesamt recht langer Spiel­­dauer in jeder Partie wieder Spaß. Durch neutrale Staudämme zu Spiel­beginn, ausliegende Aufträge und Techno­logien sowie die unter­­schied­lichen Spieler-Tableaus und Ingenieure ist dabei auch immer für genügend Abwechslung gesorgt.

Wasserkraft

 Tommaso Battista & Simone Luciani  1-4 Spieler
 Ruslan Audia  ab 14 Jahren
 Feuerland  120 Min.

Quellen:
[1] – https://boardgamegeek.com/boardgame/174476/10-kill (Description & Category → Deduction) ♦ https://www.spiele-offensive.de/Spieleschmiede/10-to-kill/ (diverse zitierte Rezensionen, Meinungen) ♦ https://www.laboitedejeu.fr/10-to-kill/

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