[Review] Werwörter

Werwörter von Ted Alspach verbindet ein Wortspiel mit einem Social-Deduction-Spiel. Es nutzt dabei den Grundmechanismus des Spiels Werwölfe: Vollmondnacht und reduziert das bekannte Werwolf-Prinzip auf genau eine Nacht, einen Tag und ein Zauberwort. Ein Spiel dauert lediglich 5 Minuten und so bleibt es nie bei einer Partie. Auch die App-Unterstützung wurde übernommen, so dass Werwörter ohne Spielleiter auskommt.

Jeder der 3-10 Spieler bekommt in einer Partie eine verdeckte Rolle zugeteilt. Ein Spieler ist zusätzlich der Bürgermeister und übernimmt ggf. – falls man ohne App spielt – auch die Funktion des Spielleiters. In dieser Rolle wählt er zunächst in der Nachtphase das geheime Zauberwort aus und beantwortet dann in der Tagphase als stummer Bürgermeister die Ja-Nein-Fragen der Mitspieler mit Hilfe von Antwort-Markern. Die Mitspieler versuchen entweder als Dorfbewohner in 4 Minuten mit Hilfe dieser Fragen das Zauberwort herauszufinden oder als Werwolf genau das zu verhindern.

Die Werwölfe kennen dabei das Zauberwort und können versuchen die Dorfbewohner mit geschickten Fragen auf eine falsche Fährte zu locken. Die Dorfbewohner werden von der Seherin unterstützt die das geheime Wort ebenfalls kennt und mit ihren Fragen versucht zur Lösung beizutragen. Allzu offensichtlich sollte sie das aber nicht tun, denn wenn die Dorfbewohner es schaffen in 4 Minuten das Wort zu erraten, haben die Werwölfe noch eine letzte Chance. Enttarnen sie die Seherin gewinnen sie selbst statt der Dorfbewohner. Aber auch die Werwölfe müssen vorsichtig sein. Schaffen es die Dorfbewohner nicht das Zauberwort zu finden haben sie ihrerseits eine zweite Chance in dem sie einen Werwolf enttarnen.

Werwörter macht insgesamt sehr viel richtig. Das verbreitete und beliebte Werwolf-Thema macht es leicht das Spiel neuen Mitspieler schmackhaft zu machen. Das leicht verständliche und fesselnde Spielprinzip, kombiniert mit der hervorragenden App-Unterstützung, sorgen dann dafür, dass es mit Sicherheit zu weiteren Partien kommt. Meistens werden gleich mehr als eine Hand voll Partien gespielt und aktuell wird fast in jeder meiner Spielerunden der Abend mit einigen Partien Werwörter abgerundet.

Aber natürlich gibt es auch ein paar Kleinigkeiten zu kritisieren. Zum einen kann ich das Spiel erst ab 5 Spielern uneingeschränkt empfehlen. Zu viert funktioniert es mit einigen Einschränkungen, zu dritt würde ich es nicht nochmal spielen. Auch die alternativen Rollen und Spielmodi haben ihre Schwächen. Der Speedwörter-Modus – der nur mit App-Unterstützung funktioniert – ist bei uns gefloppt, vor allem weil der Werwolf sich meistens durch Geräusche verraten hat. Die Rolle Wahrsagerin – ebenfalls nur mit App spielbar – kennt immer nur einen Teil des Wortes. Leider findet hier in der App überhaupt keine Anpassung an die Länge des Wortes statt. Man kann zwar die Anzahl der angezeigten Buchstaben einstellen, aber bei “Apfel” helfen die ersten 3 Buchstaben halt viel mehr als bei “Versicherung”. Die größte Schwäche ist für mich aber, dass die “zweite Chance” – das enttarnen des Werwolfs bzw. der Seherin – in manchen Partien doch eher einem Glücksspiel gleich kommt. Hier fällt die Spannungskurve im Vergleich zum Erraten des Zauberworts doch deutlich ab.

Das alles ist aber Meckern auf hohem Niveau. Seit Codenames hat es bei mir kein Spiel mehr so häufig und regelmäßg auf den Tisch geschafft. Für große Stimmung und Emotionen am Tisch sorgt das Spiel durch die schnelle Spielzeit im Minutentakt. Wer wäre nicht verzweifelt wenn er sich als Bürgermeister auf Schwierigkeitsstufe unmöglich zwischen “Helms Klamm”, “Ikebana” und “Wickelfalz” entscheiden muss? Wer nicht begeistert wenn die Mitspieler trotzdem die Lösung herausfinden?

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